07.04.2017 21:57:56

Allg. Zeitung Mainz: Einschlag / Kommentar von Lars Hennemann zu Trump und Syrien

Mainz (ots) - Der Westen hat in Syrien so ziemlich alles falsch gemacht. Zuvorderst Barack Obama, aber nicht nur er. Er hat Anreize gesetzt, einen zwar autokratisch regierten, aber leidlich funktionierenden Staat zur Revolte frei zu geben. Dabei und danach hat er mit sogenannten Rebellen auf zweifelhafte Pferde gesetzt. Wegen der daraus resultierenden Überforderung ließ man dann Putin und Assad gewähren. Und als man sich Millionen von Flüchtlingen gegenüber sah, die die politische Irrlichterei nicht mit ihrem Leben bezahlen wollten, zerfleischte sich das Abendland schließlich selbst. In diese kaum noch entwirrbare Gemengelage sind Donald Trumps Marschflugkörper krachend eingeschlagen. Kriegstreiberei, für die jeder Vorwand recht ist, und sei es ein noch in Gänze aufzuklärender Giftgasangriff? Wer so denkt, denkt zu kurz. Die Tomahawks konnten einschlagen, weil Russland, das Syriens Luftraum schützt, still hielt. Mehr muss man dazu nicht sagen. Die bislang sehr milde Reaktion aus Moskau passt genau dazu. Wo liegt die Logik aber dann? Zum einen in der amerikanischen Innenpolitik. Trump braucht nach einer Reihe von Misserfolgen Freunde. Als er - mit bewusster Bezugnahme auf Obama - von den Linien hinter der roten Linie sprach, wusste man, wo er sie suchen würde: bei den Militärs. Zum anderen liegt die Antwort in Russland. Wladimir Putin ist etwas passiert, was er schon lange nicht mehr gewohnt sein dürfte: Jemand hat ihn ausgetestet und vorgeführt. Die Gelegenheit, vom verspotteten Zuschauer wieder zum Akteur zu werden, konnte Trump kaum liegen lassen. Was zu den entscheidenden Fragen führt: Wie nachhaltig ist seine Strategie? Hat er überhaupt eine? Er könnte das jetzt gewonnene Momentum nutzen, Putin zu Verhandlungen zu bewegen. Er müsste es sogar, will er keinen Flächenbrand auslösen. Jetzt ist es auf alle Fälle er, der ausgetestet werden wird. Von Putin, Assad, der arabischen Welt und seinen eigenen Landsleuten. Die Figuren auf dem syrischen Schachbrett werden gerade komplett neu aufgestellt. Trump hat den Westen mit einem Ritt über die Schwertkante wieder ins Spiel gebracht. Das haben viele wohlfeile Reden vom sicheren Sofa aus nicht bewirkt. Alle, die über genug Einfluss verfügen, sollten ihn nun geltend machen, damit nicht noch mehr Blut fließt. Damit alle, die Frieden - keine Friedhofsruhe - garantieren können, Syrien diesen Frieden endlich verschaffen.

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Pressekontakt: Allgemeine Zeitung Mainz Werner Wenzel Newsmanager Telefon: 06131/485980 online@vrm.de

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