18.06.2018 22:47:42

Allg. Zeitung Mainz: Der Geist von Kreuth ist kein Schreckgespenst mehr / Kommentar zur Regierungskrise / Von Friedrich Roeingh

Mainz (ots) - Nein, um die Frage, ob Angela Merkel ihre Kanzlerschaft retten kann, geht es gar nicht mehr. Sie ist nach dieser Erpressung durch die CSU nicht mehr zu retten, auch wenn die Kanzlerin eine Galgenfrist von 14 Tagen oder vielleicht auch einem Jahr erhalten mag. Was für ein unwürdiges Spiel. Und doch sind das die unerbittlichen Regeln des politischen Geschäfts, das machtvolle Anführer braucht und keine gelähmten. Die CDU aber steht nicht nur vor der Frage, wer Merkel nachfolgen kann. Sie muss eine Antwort darauf finden, ob der Geist von Wildbad Kreuth auch heute noch ein Schreckgespenst ist - oder ein Lösungsansatz? Vieles spricht für Letzteres. Nicht nur, weil die CDU allein mit dieser Drohung ihre wild gewordene Schwester disziplinieren könnte. Unter Markus Söder und Alexander Dobrindt, den wahren Kesseltreibern, hat sich die CSU selbst so sehr den destruktiven Zielen des politischen Populismus verschrieben, dass eine Trennung der beiden Schwestern ernsthaft erwogen werden muss. Weil besser die größere Union ihren europapolitischen Kern bewahrt, den die CSU offenbar auch jenseits des Flüchtlingsstreits aufkündigen will. Und weil die Rechnung der CSU aufgehen könnte, mit einem nationalkonservativen Profil die immer brauner werdende AfD in ihre Schranken zu weisen. Wenn die CSU bei ihrer neuen Ausrichtung bliebe, würde der Zwang zur Gemeinschaft mit der CDU die gesamte Union massiv schwächen. Wer aber von der Notwendigkeit einer Trennung überzeugt ist, wird sie nur jetzt vollziehen können: Wenn er die CSU - vor ihrer unweigerlichen Spaltung - ein letztes Mal als einzige Union in den bayerischen Landtagswahlkampf ziehen ließe.

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