22.02.2014 10:18:31

10.000 Demonstranten harren auf dem Maidan in Kiew aus

   KIEW (AFP) -- Auch nach der Unterzeichnung des Abkommens zur Überwindung der Krise in der Ukraine ist die Lage angespannt geblieben. Bis zu 10.000 Demonstranten harrten über Nacht bis zum Samstagmorgen auf dem Unabhängigkeitsplatz im Zentrum Kiews aus, wie AFP-Korrespondenten beobachteten. Die Demonstranten forderten den sofortigen Rücktritt von Präsident Viktor Janukowitsch.

   Eine Gruppe Ultranationalisten hatte dem Staatschef am Freitagabend ein Ultimatum bis Samstag um 10.00 Uhr (09.00 Uhr MEZ) gesetzt. Sollte er bis dahin die Macht nicht abgeben, werde sein Amtssitz gestürmt. Nach unbestätigten Berichten verließ Janukowitsch über Nacht die Hauptstadt. Er sei ins östliche Charkiw gereist, sagte ein ranghoher US-Diplomat.

   In der Region, einer Hochburg des Staatschefs, finde ein politisches "Treffen" statt. Der Diplomat bezeichnete es aber als "nicht ungewöhnlich", nach einer wichtigen politischen Entscheidung den Osten zu besuchen, wo Janukowitsch seine "Basis" habe. Andere Gerüchte besagten, Janukowitsch sei auf dem Weg nach Sotschi zu einem Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin. Das ukrainische Präsidialamt machte am Samstag zunächst keine Angaben über den Aufenthaltsort Janukowitschs.

   Die unter Vermittlung von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und seiner Kollegen aus Polen und Frankreich zustande gekommene Übergangsvereinbarung sieht eine vorgezogene Präsidentschaftswahl bis Ende des Jahres vor. Nachdem die Regierung in den vergangenen Tagen mit Scharfschützen und gepanzerten Wagen gegen Demonstranten vorgegangen war und bis zu 100 Menschen getötet wurden, wollen viele Regierungsgegner seinen Verbleib im Amt aber keinen Tag länger akzeptieren. "Wahlen im Dezember reichen nicht", sagte etwa Oleg Bukojenko. "Er muss die Macht abgeben." Der junge Priester Michael Dudar sagte, es sei klar, dass die Leute blieben. "Der Feind lebt noch immer."

   Vitali Klitschko, einer der Anführer der gemäßigten Opposition, entschuldigte sich am späten Abend auf dem Maidan dafür, dass er Janukowitsch nach der Unterzeichnung des Abkommens die Hand schüttelte. "Wenn ich einen von euch beleidigt habe, tut mir das leid", sagte er unter Buhrufen der Regierungsgegner.

   Der Gesandte von Russlands Präsident Wladimir Putin, Wladimir Lukin, hatte das Interimsabkommen am Freitag nicht unterzeichnet, weil noch "einige Fragen ungeklärt bleiben". US-Präsident Barack Obama telefonierte wenig später mit Putin. Dabei seien sie sich einig gewesen, dass den Vereinbarungen nun schnell Taten folgen und dass alle Konfliktparteien von weiterer Gewalt absehen müssten, sagte ein hoher US-Regierungsvertreter im Anschluss.

   Der Kreml erklärte sich erst am Samstag zu dem Telefonat. Darin habe Putin betont, dass Druck auf die "radikale Opposition" gemacht werden müsse, denn diese habe die Krise in der Ukraine auf eine gefährliche Spitze getrieben.

   Das Übergangsabkommen sieht Präsidentschaftswahlen bis zum Jahresende, die Einsetzung einer Übergangsregierung sowie eine Verfassungsreform vor, die die Macht des Präsidenten dauerhaft beschneidet. Die Vereinbarung hatte Hoffnung auf ein Ende der Gewalt der vergangenen Tage aufkeimen lassen. Fast 70 Tote gab es den Behörden in Kiew zufolge seit Dienstag, Ärzte der Opposition sprachen gar von fast hundert Todesopfern.

   Die Ukraine steckt in ihrer schlimmsten Krise seit ihrer Unabhängigkeit von der früheren Sowjetunion. Begonnen hatte sie mit Protesten gegen den antieuropäischen Kurs von Janukowitsch, später waren diese in blutiger Gewalt eskaliert.

   DJG/jhe

   (END) Dow Jones Newswires

   February 22, 2014 03:47 ET (08:47 GMT)- - 03 47 AM EST 02-22-14

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!