21.02.2013 15:55:00

Siemens-Beschäftigte protestieren in Deutschland gegen Stellenabbau

Siemens-Beschäftigte an Standorten in ganz Deutschland haben heute, Donnerstag, gegen den drohenden Abbau tausender Arbeitsplätze im Konzern protestiert. "In Österreich gab es keine Proteste", sagte ein Konzernsprecher zur APA. Im Nachbarland hatte schließlich die Gewerkschaft IG Metall - unter dem Motto "Ohne Menschen keine Marge" - zum Aktionstag geladen und warnte vor überzogenem Gewinnstreben auf Kosten der Beschäftigten.

"Dieser Aktionstag ist eine laute und klare Botschaft an alle in- und außerhalb des Konzerns, die kurzfristige Renditeziele über die langfristigen Interessen von Siemens und der Siemensianer stellen. Nicht mit uns", sagte IG-Metall-Vorstandsmitglied Jürgen Kerner, der bei der größten Kundgebung in Bocholt vor rund 2.000 Siemens-Beschäftigten sprach. Auch in München, Berlin, Erlangen und anderen Städten gab es Aktionen. Insgesamt waren rund 130.000 Beschäftigte an den deutschen Siemens-Standorten dazu aufgerufen.

Der aus Österreich stammende Siemens-Chef Peter Löscher hatte im November ein Sparprogramm angekündigt, mit dem er die Kosten bis 2014 um sechs Mrd. Euro senken will. Der Siemens-Österreich-Sprecher wollte mögliche Auswirkungen in Österreich auf die Beschäftigtenzahl nicht kommentieren. Nur so viel: "Weltweit wird derzeit untersucht, wie Kosten gesenkt und die Effizienz gesteigert werden kann."

In einem Flublatt der IG Metall für Beschäftigte hieß es an die Adresse von Löscher: "Das schafft er nur mit einem Stellenstreichkonzert. Aber da spielen die Beschäftigten nicht mit."

Siemens hat sich bisher nicht dazu geäußert, wie viele Stellen wegfallen könnten. Nach früheren Berechnungen der IG Metall könnten es im Nachbarland rund 5.100 Arbeitsplätze sein. Weitere 1.400 Stellen in Deutschland sollten ausgelagert oder durch Verkauf an andere Firmen übertragen werden.

"Das versteht doch kein Mensch mehr: Gewinne in Milliardenhöhe und Verunsicherung bei den Menschen", sagte Kerner in Bocholt. Die vergangenen beiden Jahre seien für Siemens die erfolgreichsten der Konzerngeschichte gewesen. "Wer das kaputtredet und Siemens fast schon als Sanierungsfall darstellt, verzerrt die Realität und schadet dem Unternehmen." Der Aktionstag richte sich aber nicht gegen Löscher oder gegen Siemens. Es gehe vielmehr um die langfristige Perspektive für Siemens und die Beschäftigten.

Von dem Stellenabbau könnte auch der Siemens-Standort Erlangen stark betroffen sein. Dort protestierten nach Angaben der Gewerkschaft rund 150 Mitarbeiter bei dem Aktionstag. "So was ist hier noch nie passiert - ein absolutes Novum für das Südgelände", sagte Wolfgang Niclas von der IG Metall. Nach Informationen der örtlichen Gewerkschaft will Siemens allein dort rund 1.000 Arbeitsplätze abbauen. Auf der Streichliste stünden darüber hinaus weitere 1.400 auf mehrere Siemens-Standorte verteilte, projektbezogene Stellen.

Siemens äußerte sich nicht zu diesen Zahlen. "Es ist normal, dass Betriebsrat und Gewerkschaft eigene Positionen vertreten und sich in die Diskussion um die strategische Ausrichtung von Siemens einschalten", sagte ein Sprecher.

(Schluss) phs/kre

ISIN DE0007236101 WEB http://www.siemens.com

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