23.04.2023 14:13:38

Erfolgreicher Test: Litauen erstmals weg vom russischen Stromnetz

VILNIUS (dpa-AFX) - Litauen hat sein Stromnetz erstmals allein und völlig unabhängig von Russland betrieben. Für den isolierten Betrieb des Netzes hat das baltische EU- und Nato-Land am Samstag für zehn Stunden alle Verbindungen zum russischen Stromnetz unterbrochen. Der Test sei erfolgreich verlaufen, teilte der litauische Netzbetreiber Litgrid am Samstagabend mit. Die Probeabkopplung blieb für den Stromverbraucher unbemerkt und diente zur Vorbereitung zur geplanten Synchronisation des Netzes mit Westeuropa.

"Ein weiterer und äußerst bedeutsamer Schritt näher an den Tag, an dem wir dort sein werden, wo wir hingehören - im europäischen Netz!", schrieb Regierungschefin Ingrid Simonyte nach dem erfolgreichen Test auf Facebook. Auch Energieminister Dainius Kreivys sprach von einem "großen Schritt in Richtung Energieunabhängigkeit." Beide Politiker hatten sich persönlich ein Bild von dem Test gemacht, bei dem der litauische Strombedarf durch eigene Erzeugung und Importe aus Polen und Schweden vollständig gesichert gewesen sein.

Litauen hat seine Energieimporte aus Russland nach eigenen Angaben im Vorjahr bereits vollständig gestoppt. Noch ist es aber - wie auch Estland und Lettland - weiter Teil eines gemeinsamen, synchrongeschalteten Stromnetzes mit Russland und Belarus - des aus Sowjetzeiten stammenden sogenannten BRELL-Ringsystems. Damit hängen die Baltenstaaten quasi mit am Netz von Russland und Belarus und sind bei der Aufrechterhaltung der Stabilität ihrer Stromsysteme weiterhin auf Moskau angewiesen - dies gilt in Tallinn, Riga und Vilnius als Sicherheitsrisiko.

Die Baltenstaaten hatten bereits in den vergangenen Jahren Schritte unternommen, um das Stromnetz der Region bis 2025 mit dem übrigen Kontinentaleuropa zu synchronisieren. Litauen will dieses Ziel aber vorzeitig und schneller als geplant erreichen - und führt daher den Test in Eigenregie und alleine durch. Estland und Lettland beteiligten sich daran nicht - die Netzwerkbetreiber der beiden Länder gaben an, dass sie technisch dafür noch nicht bereit seien.

/awe/DP/he

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