FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Donnerstag nach robusten US-Konjunkturdaten deutlich gefallen. Bis zum Nachmittag sank der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 1,06 Prozent auf 131,22 Punkte. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen stieg um 0,14 Prozentpunkte auf 2,63 Prozent. Auch in anderen europäischen Ländern legten die Renditen stark zu. Besonders deutlich war der Anstieg in Italien.
Die Anleihen gerieten nach starken US-Wirtschaftsdaten unter Druck. Der private Arbeitsmarktdienstleister ADP meldete einen deutlich über den Erwartungen liegenden Beschäftigungsaufbau. Im Juni kamen demnach fast eine halbe Million Stellen in der Privatwirtschaft hinzu. Ein starker Arbeitsmarkt stützt tendenziell den Preisauftrieb. Dies könnte zu weiteren Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed führen. Zudem verbesserte sich die Stimmung im wichtigen Dienstleistungssektor im Juni überraschend deutlich. Die Finanzmärkte warten jetzt auf den am Freitag anstehenden monatlichen offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung.
Konjunkturdaten aus Deutschland fielen am Morgen zumindest auf den ersten Blick ebenfalls robust aus. Die deutsche Industrie hat im Mai deutlich mehr Aufträge erhalten als erwartet. Gegenüber April gingen 6,4 Prozent mehr Bestellungen ein. Analysten hatten mit einem wesentlich geringeren Zuwachs von im Schnitt 1,0 Prozent gerechnet. Der Anstieg geht allerdings auch auf Großaufträge zurück, die im Zeitverlauf deutlich schwanken können.
Volkswirte zeigten sich von den Daten jedoch wenig überzeugt. Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank bewertet die Auftragslage unter dem Strich sogar als kritisch: Trotz einer bereits im Vorjahresmonat schwachen Zahl lägen die Auftragseingänge gegenüber Mai 2022 um 4,3 Prozent im Minus. "Dies offenbart die ganze Misere." Die deutsche Wirtschaft werde im Gesamtjahr 2023 wohl schrumpfen./jsl/he