21.08.2018 16:05:00

WWF: Verzögerter Kohleausstieg schadet Braunkohlerevieren

Von Christian Grimm

BERLIN (Dow Jones)--Die Umweltschutzorganisation WWF hat zwei Tage vor der nächsten Sitzung der Kohlekommission davor gewarnt, den Braunkohlerevieren durch einen langsamen Abschied von der Kohle Zukunftschancen zu nehmen. "Weiteres Zuwarten beim Einstieg in den gesteuerten Ausstieg hat logischerweise zur Folge, dass dann zu einem späteren Zeitpunkt in kürzerer Frist mehr Kraftwerke stillgelegt werden müssen", heißt es im neuen Kohlereport der Umweltschützer.

Damit kehren sie die Argumentation der Braunkohlebefürworter um, die sich einen möglichst gestreckten Ausstieg wünschen. Wegen der Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen zum Kampf gegen die Erderwärmung müssten später abrupt Kraftwerke und Tagebaue stillgelegt werden, wodurch sich der unerwünschte Strukturbruch einstelle, mahnt der WWF.

Das Papier, in das Dow Jones Newswires Einblick hatte, wird offiziell am Mittwochmorgen vorgestellt. Der WWF hat es gemeinsam mit dem Grünstromlieferanten Lichtblick erstellt. Zuerst hatte die Deutsche Presse-Agentur vorab darüber berichtet.

Als weiteres Argument für ein schnelles Ende der Kohlestromerzeugung benennt der Bericht neben dem Klimaschutz die derzeit prall gefüllten Kassen des Staates. Weiteres Zögern droht "den Ausstieg in eine Zeit zu verschieben, in der die öffentlichen Mittel wieder knapper werden als in der gegenwärtigen Wachstumsphase mit annähernder Vollbeschäftigung".

RWE-Studie warnt vor Jobverlust und Milliardenkosten

Zuvor war eine vom Energieversorger RWE in Auftrag gegebene Studie zu dem Ergebnis gekommen, dass ein beschleunigter Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Kohle Wirtschaft und Haushalte mit zusätzlichen Kosten in Milliardenhöhe belasten würde. Außerdem könnte der daraus resultierende Strompreisanstieg nach der Analyse des Beratungsunternehmens Frontier Economics dafür sorgen, dass bis 2030 rund 55.000 Stellen in Tagebauen, Kraftwerken und energieintensiven Branchen wie Papierherstellung, Chemieindustrie und Metallverarbeitung wegfallen. Die Stromkunden müssten bis zu 4 Milliarden Euro pro Jahr mehr bezahlen.

Am Montag hatten die sechs vom Kohleausstieg besonders betroffenen Bundesländer NRW, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und das Saarland einen Abschied mit Augenmaß verlangt. Versorgungssicherheit und bezahlbare Energie für Unternehmen und Haushalte dürften nicht in den Hintergrund geraten. Deutschland hat die höchsten Strompreise Europas.

Eine Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts RWI kam vor einigen Wochen zu dem Schluss, dass der Wegfall der Braunkohleindustrie für die Reviere nicht leicht zu verkraften sein werde. Besonders die Lausitz werde arg zu kämpfen haben. Die Jobs in der Energieerzeugung seien "qualitativ überwiegend sehr hochwertige Beschäftigungsverhältnisse", schrieben die Ökonomen in ihrer Analyse.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/chg/bam/smh

(END) Dow Jones Newswires

August 21, 2018 09:45 ET (13:45 GMT)

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