Vor Untersuchungsausschuss 25.11.2020 16:12:00

Wirecard-Aktie deutlich schwächer: Vorstand entbindet Wirtschaftsprüfer von Schweigepflicht

Wirecard-Aktie deutlich schwächer: Vorstand entbindet Wirtschaftsprüfer von Schweigepflicht

Das geht aus einem Brief an den Ausschuss hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Drei vorgeladene Mitarbeiter der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY hatten sich zuvor auf diese Schweigepflicht berufen und angekündigt, am Donnerstag nicht im Ausschuss auszusagen.

Nach Ansicht der SPD müssen zwei von ihnen nun doch die Fragen der Abgeordneten beantworten. EY dagegen betonte, die rechtlichen Unsicherheiten seien nicht ausgeräumt. Die Rechtslage sei umstritten. Eine Aussage sei nur dann eindeutig rechtssicher möglich, wenn alle Aufsichtsrats- und Vorstandsmitglieder die Schweigepflicht aufhöben, die in den betreffenden Jahren Aufträge an den Abschlussprüfer erteilt hätten oder in diesen Jahren im Vorstand saßen. Angestrebt wird eine Klärung durch den Bundesgerichtshof.

EY hatte als Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Jahresabschlüsse von Wirecard geprüft. Das Unternehmen steht in der Kritik, weil der Milliardenbetrug dabei nicht früher entdeckt wurde.

Ex-Wirecard-Chef soll sich für Aussageverweigerung rechtfertigen

Der frühere Wirecard-Chef Markus Braun soll sich dafür rechtfertigen, dass er im Untersuchungsausschuss des Bundestags zu den meisten Fragen die Aussage verweigert hat. Die Ausschuss-Obleute einigten sich am Mittwoch, dass Braun zwei Wochen Zeit bekommen soll, seine Aussagen zu berichtigen oder glaubhaft zu machen, warum er nicht antworten musste. Der Chef des Skandalunternehmens musste sich bei der Befragung nicht selbst belasten.

Braun müsse Punkt für Punkt darlegen, warum er sich durch die Antworten strafrechtlichen Risiken ausgesetzt sah, erklärte der FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar. Danyal Bayaz von den Grünen betonte, Braun habe nicht nur die Auskunft zu politischen Kontakten verweigert, sondern selbst einfachste Fragen wie die nach seiner Doktorarbeit. "Es ist offenkundig, dass es ihm nicht nur darum ging, sich nicht selbst zu belasten." Fabio De Masi von den Linken kündigte an, Braun müsse "die Daumenschrauben spüren". Zu politischen Kontakten zum Finanzministerium müsse er aussagen.

Braun gilt als einer der Hauptverantwortlichen für den Betrugsskandal, bei dem Wirecard über Jahre Scheingeschäfte in Milliardenhöhe verbucht haben soll. Der Ausschuss will aufdecken, ob das deutsche Fintech-Unternehmen als aufstrebender Börsenstar von den Aufsichtsbehörden trotz Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten mit Samthandschuhen angefasst wurde. Via XETRA verliert die Wirecard-Aktie derzeit 7,09 Prozent auf 0,4760 Euro.

BERLIN (dpa-AFX)

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Bildquelle: CHRISTOF STACHE/AFP/Getty Images,Anton Garin / Shutterstock.com

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