Gefahr durch Inflation |
05.01.2022 22:12:00
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Schwächephase voraus: Chef des norwegischen Staatsfonds erwartet schwierige Zeiten für die Märkte
• Marktschwäche dürfte jahrelang anhalten
• Negative Renditen befürchtet
Der norwegische Ölfonds verwaltet für die Zentralbank des Landes ein Vermögen von rund 1,2 Billionen Euro, was ihn zum größten Staatsfonds der Welt macht. Das Geld stammt aus Norwegens Öl- und Gasförderung und wird unter anderem weltweit in mehr als 9.000 Unternehmen investiert, darunter bekannte Namen wie Apple, Amazon, Microsoft oder auch Volkswagen.
In den 25 Jahren, seit der Fonds 1996 gegründet wurde, konnte er durchschnittlich eine Rendite von sechs Prozent erzielen. Doch nun blickt Fonds-Chef Nicola Tangen düster in die Zukunft, verriet er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Langanhaltende Schwächephase
Seit der Fondsgründung "haben wir fast ununterbrochen Kurssteigerungen am Aktienmarkt gesehen. Wenn es bergab ging, hat das nie besonders lang gedauert. Diesmal glaube ich nicht, dass es so schnell wieder bergauf geht. Selbst die Finanzkrise von 2008 sieht im Nachhinein bloß wie eine kleine Delle aus. So wird es nicht weitergehen, davon bin ich überzeugt. Die Zukunft wird für uns weniger attraktiv sein als die Vergangenheit", warnte Tangen in dem Interview.
Der 55-Jährige geht davon aus, dass die von ihm befürchtete Schwächephase an den internationalen Finanzmärkten lange andauern wird: "Wir bereiten uns auf ein Jahrzehnt mit niedrigerer Rendite vor. Vielleicht wird sie sogar negativ".
Gefahr durch Inflation
Dabei sind es weder die Corona-Pandemie, noch die zahlreichen politischen Konflikte, die Nicola Tangen Sorgen bereiten. "Das größte potentielle Problem ist die Inflation. Ich erkenne überall Inflation: in den Frachtraten, in den Preisen für Metalle und Lebensmittel, in den Baukosten, nach und nach auch in den Löhnen. Ich glaube, das wird noch viel ernstere Folgen haben als zurzeit üblicherweise angenommen wird", erklärte der Fonds-Chef.
Weltweit beobachten Marktteilnehmer mit Sorge die Verbraucherpreisentwicklung. In der Eurozone beispielsweise kletterte die Inflation im November auf ein Rekordhoch von 4,9 Prozent. Gleichzeitig wurde in den USA mit 6,8 Prozent die höchste Teuerung seit Juni 1982 verzeichnet. Die norwegische Notenbank hat die daraus drohende Gefahr erkannt und entsprechend reagiert. So wurde der Leitzins Ende September und dann nochmal Mitte Dezember auf nun 0,50 Prozent angehoben. Außerdem stellten die Währungshüter für März 2022 eine weitere Anhebung in Aussicht.
"Die Zinsen sind so niedrig wie nie zuvor, die Aktienkurse sind so hoch wie nie zuvor. Eine hohe Inflationsrate führt unter diesen Voraussetzungen dazu, dass wir gleichzeitig mit Aktien und mit Anleihen Geld verlieren", begründete Tangen, warum er gerade in der Inflation die größte Gefahr sieht.
Erwartungen anpassen
Derzeit sind rund 70 Prozent des Vermögens des norwegische Ölfonds in Aktien angelegt. Doch trotz seiner düsteren Prognosen hält Tangen nichts davon, sich jetzt von Aktien zu trennen. "Mein Eindruck ist, dass unsere Mischung aus Aktien, Anleihen und Immobilien richtig ist." Stattdessen müsse sich etwas anderes ändern: "Was wir verändern müssen, sind unsere Erwartungen an die Zukunft".
Redaktion finanzen.at
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