27.08.2018 16:28:45

RWE-Beschäftigte in Sorge um Jobs wegen Streits um Hambacher Forst

Von Christian Grimm

BERLIN (Dow Jones)--Die Beschäftigten des Energieversorgers RWE haben Umweltverbänden beim Streit um die Abholzung des Hambacher Forsts im Rheinischen Braunkohlerevier falsches Spiel vorgeworfen. "Wir alle wissen, dass zwischen der Rodung und dem Auftrag der (Kohle-) Kommission kein Zusammenhang besteht. In Wahrheit geht es um eine öffentlichkeitswirksame Attacke gegen die Braunkohle", beklagt der Betriebsrat des Unternehmens in einem offenen Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Umweltministerin Svenja Schulze (SPD).

Die Belegschaft des Stromkonzerns fürchtet, dass in der Braunkohlesparte Stellen gestrichen werden müssten, sollte RWE nicht wie geplant im Herbst den Wald am Tagebau Hambach fällen. Laut RWE müssen die Bäume weichen, damit die Bagger den Tagebau weiter vorantreiben können. "Im Grunde soll unsere Tätigkeit im Rheinland, kurzfristig vollständig zum Erliegen gebracht werden", heißt es in dem Schreiben weiter. Die Arbeitnehmervertreter warfen Umweltschützern und Braunkohlegegnern vor, sich nicht um die Sicherung ihrer Stellen zu interessieren.

Gewalt gegen Polizisten im Hambacher Wald

Am Wochenende war es am Hambacher Forst zu Gewalt gegen Polizisten gekommen, die das Gelände schützen sollen. Militante Umweltschützer haben auch RWE gedroht, notfalls Gewalt anzuwenden, sollten die Motorsägen angelassen werden. "Das macht vielen unserer Kolleginnen und Kollegen Angst", mahnte der Betriebsrat. Er verwies darauf, dass 15 Prozent des Stroms in Nordrhein-Westfalen mit Kohle aus Hambach erzeugt werde und die Genehmigungen der Behörden vorliegen. Das Land Nordrhein-Westfalen hat sich in zwei Leitentscheidungen zu Nutzung und Abbau des heimischen Rohstoffs bekannt.

Am Montag forderten sechs Mitglieder der Kohlekommission vor Ort von RWE, auf die Abholzung zu verzichten. "Der Hitzesommer 2018 hat endgültig die Perspektive umgedreht: Der Hambacher Wald blockiert nicht die Bagger, sondern die Bagger blockieren den Klimaschutz", sagte Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser.

Neben Greenpeace wollen auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), der Deutsche Naturschutzring, der Verband Erneuerbare Energien NRW sowie lokale Braunkohlegegner aus dem Rheinland und der Lausitz, dass der Hambacher Forst erhalten bleibt. Der Streit um die Bäume belastet die Arbeit der Kohlekommission, die am Mittwoch das nächste Mal zusammenkommt. Dann werden die Energieversorger Gelegenheit haben, den Mitgliedern ihre Sicht der Dinge zu erklären. Der BUND hat bereist gedroht, sich aus dem Gremium zurückzuziehen, sollte RWE die Rodung starten.

Die Kohlekommission hatte vergangene Woche mehrheitlich erklärt, der Hambacher Forst sei nicht Gegenstand ihres Mandats.

Altmaier glaubt an gütliche Lösung

Trotz der Spannungen gab sich Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zuversichtlich, dass die Kommission zu einem Kompromiss kommen werde. "Ich habe die Umweltbelange im Auge, ich habe die sozialen Belange der Beschäftigten im Auge und natürlich auch den Wirtschaftsstandort Deutschland", sagte der CDU-Minister am Sonntag. "Und ich glaube, wir können das alles unter einen Hut kriegen, dass wir ein Vorbild bleiben im Klimaschutz, und dass wir trotzdem keine falschen Entscheidungen treffen." Einen parallelen Ausstieg aus der Kernkraft und der Kohle hält er nicht für machbar.

Die Umweltministerin hatte sich hingegen den Umweltschützern angeschlossen und einen Rodungsstopp verlangt.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/chg/jhe

(END) Dow Jones Newswires

August 27, 2018 10:29 ET (14:29 GMT)

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