21.02.2022 21:00:38

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Zähe Verhandlungen, Kommentar zu Worldline von Karin Böhmert

Frankfurt (ots) - So einfach ist dann doch nicht, ein Milliardengeschäft

loszuwerden, an dem man zudem doch noch ein Stückchen behalten will. Immerhin

hat die französische Worldline, Europas größter Zahlungsverkehrs- und

Transaktionsdienstleister und Nummer 4 weltweit, bereits bei der

milliardenschweren Übernahme der französischen Ingenico für 7,8 Mrd. Euro vor

genau zwei Jahren angekündigt, deren Zahlungsterminal-Aktivitäten abgeben zu

wollen. Nun hat Worldline inzwischen wenigstens offiziell angekündigt, zumindest

eine verbindliche Offerte des US-amerikanischen Finanzinvestors Apollo Funds

erhalten zu haben. Die späte Mitteilung überrascht insofern, als schon im Juli

vergangenen Jahres Informationen durchsickerten, der US-Investmentfonds soll als

einziger Interessent der abzugebenden Ingenico-Aktivitäten übrig geblieben sein,

während die US-Fonds Cerberus und Platinum Equity aus dem von UBS und BNP

Paribas für Worldline organisierten Verkaufsprozess ausgeschieden seien.

Das lässt auf zähe Verhandlungen schließen. Noch im Sommer wurde die Bewertung

der Aktivitäten auf 2,5 Mrd. Euro geschätzt, heute wird der faire Wert mit 2,3

Mrd. Euro angegeben. Auch einige Finanzinvestoren und Unternehmen, die im

gigantischen Übernahmepoker der vergangenen Jahre im Zahlungsverkehr

mitmischten, dürften von vorneherein für Worldline nicht in Betracht gekommen

sein, um ihre Wettbewerbsposition nicht zu gefährden. Zudem will man sich einen

Ast nicht ganz abschneiden, den man vorerst noch gut gebrauchen kann. Deshalb

sieht das vorläufige Abkommen eine strategische Partnerschaft von fünf Jahren

vor, die die Beziehungen zwischen Worldline und den dann bei Apollo liegenden

Terminalaktivitäten "zementieren" soll. Zudem will sich Worldline in deren

Sanierung und strategische Neuausrichtung einbringen und lässt sich dies mit

Vorzugsaktien versüßen, die im Erfolgsfall bis zu 900 Mill. Euro wert sein

können, zusätzlich zu den 1,7 Mrd. Euro vorweg.

Mal abgesehen davon, dass Worldline mit der Bereinigung ihre Bilanzstruktur

vereinfachen und deleveragen sowie sich besser auf ihre Kernaktivitäten

fokussieren will, schafft der Verkauf auch Freiräume für neue Akquisitionen in

Kernbereichen. Viel wichtiger aber ist, dass das Terminalgeschäft in einer Zäsur

steckt. Viele neue Bezahlverfahren erfordern eine ständige Aktualisierung der

Soft- und Hardware der Terminals. Vielen Händlern ist dies auf Dauer zu

aufwendig und teuer und sie greifen zu Lösungen per Handy oder Tablet, die ohne

Terminals auskommen.

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