07.12.2021 19:29:38

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Verspäteter Dämpfer, Kommentar zu Spacs von Christoph Ruhkamp

Frankfurt (ots) - Rund um Spacs (Special Purpose Acquisition Companies) war es

zuletzt etwas ruhiger geworden. Seit Beginn der Pandemie hatten die zunächst

leer an der Börse startenden Übernahmevehikel einen guten Zweck für Hedgefonds,

Private-Equity-Häuser und andere institutionelle Investoren erfüllt: Sie konnten

einen Teil der überbordenden Liquidität aus lockerer Geldpolitik und

billionenschweren staatlichen Konjunkturprogrammen in Spacs parken.

Kam es dann zur Ankündigung einer nicht goutierten Übernahme, konnten sie die

Aktien zum Standardausgabepreis von 10 Dollar zurückgeben, ohne Verlust zu

machen und ohne Negativzinsen gezahlt zu haben. Allein im laufenden Jahr konnten

Spacs so mehr als 200 Mrd. Dollar einsammeln. Allerdings brach der Hype im April

recht abrupt ab, weil sich viele "Pipe"-Investoren (Private Investment in Public

Equity), deren Geld für die flankierenden Kapitalerhöhungen bei den Übernahmen

gebraucht wird, von Spacs abwandten.

Zudem legte die Börsenaufsicht SEC zunehmend strengere Maßstäbe an und

behandelte Spacs ähnlich wie Börsenkandidaten bei herkömmlichen IPOs: Sie

mussten die mit ihren Aktien verbundenen Kaufoptionen (Warrants) als

Verbindlichkeiten bilanzieren und durften keine allzu wilden Prognosen über

Umsatz- und Gewinnsteigerungen mehr machen. Gut verdient haben weiter die

Gründer (Sponsoren), die in der Regel 20 % der Aktien kostenlos als Entlohnung

für ihre Mühe erhalten. Doch mehr als die Hälfte der Spacs notieren seither

unter dem IPO-Preis - und die Welle der Spac-Börsengänge ebbte etwas ab.

Jetzt sind die Vehikel wieder in die Schlagzeilen gekommen, weil der ehemalige

US-Präsident Donald Trump seine Microblogging- und Streaming-Firma Trump Media

and Technology Group zu einer Bewertung von 9 Mrd. Dollar (!) mit dem Spac

Digital World Acquisition Corporation verschmelzen will - und weil die

Börsenaufsicht SEC nun Deals zwischen den beiden Firmen unter die Lupe nimmt,

die vor der Fusionsankündigung im Oktober erfolgten. Gleichzeitig werden die

extrem hoch bewerteten Elektrofahrzeughersteller Lucid, Lordstown und Nikola,

die ebenfalls per Spac-Fusion an die Börse gekommen waren, von der Behörde in

die Mangel genommen. Mal geht es um überzogene Prognosen oder Zahlen zu

Vorbestellungen der Kunden, mal um Irreführung der Investoren. Insgesamt wird

der Markt für Spacs von den Regulatoren zurechtgestutzt. Das kommt spät, in

manchen Fällen vielleicht zu spät für getäuschte Investoren. Aber es ist eine

begrüßenswerte Entwicklung.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung

Redaktion

Telefon: 069-2732-0

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