14.03.2022 19:46:50
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OTS: Börsen-Zeitung / Hoffnungswerte / Kommentar zum Bundeshaushalt in ...
Hoffnungswerte / Kommentar zum Bundeshaushalt in Kriegszeiten von
Angela Wefers.
Frankfurt/Main (ots) - Die Ampel-Regierung legt mit dem Entwurf für ihren ersten
gemeinsamen Bundeshaushalt ein Rechenwerk mit Hoffnungswerten vor. Zudem enthält
es nicht die ganze Wahrheit. Der Krieg in der Ukraine hat die Koalition aus SPD,
Grünen und FDP in eine neue Lage gebracht. Die Corona-Pandemie mit allen ihren
wirtschaftlichen Folgen tobt noch, da taucht mit dem Krieg Russlands in der
Ukraine ein neues Problem auch für die Staatskasse auf. Die Ausgaben für
Energiesicherheit und Verteidigung müssen steigen, um dem Aggressor Russland die
Stirn zu bieten und unabhängiger zu werden. Wie weit der Konflikt die deutsche
Wirtschaft dämpft und Steuerausfälle bringt, ist noch offen. Auch mehr
Sozialausgaben dürften fällig werden, um Nachteile für ärmere Schichten zu
kompensieren.
In der Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Krieges bleibt die neue
Regierung - bei noch ausgesetzter Schuldenbremse - in diesem Jahr bei einer
Nettokreditaufnahme von fast 100 Mrd. Euro. Das Signal, das die Regierung zum
Auftakt ihrer Amtszeit senden will, heißt Kontinuität auch in der Finanzpolitik.
Mehrausgaben gegenüber dem Entwurf der schwarz-roten Koalition resultieren vor
allem aus der Corona-Pandemie und der Sicherung der Gasreserve. Aufgefangen
werden muss auch der ausbleibende Bundesbankgewinn. Kompensiert werden die
Mehrausgaben durch höhere Steuereinnahmen, die Schwarz-Rot noch nicht in der
Rechnung hatte. Auch für die Folgejahre verspricht der erste Ampel-Etat
Kontinuität. Schon im nächsten Jahr soll die Nettokreditaufnahme schlagartig auf
7,5 Mrd. Euro sinken und damit, wie auch in den Folgejahren, wieder die Vorgaben
der Schuldenbremse erfüllen.
Tatsächlich ist die suggerierte Kontinuität nur schöner Schein. Denn neben der
Nettokreditaufnahme etabliert die Ampel ein kreditfinanziertes Sondervermögen
von 100 Mrd. Euro, aus dem sie in den nächsten Jahren Mittel entnimmt, um die in
der Nato vereinbarte Ausgabenquote für Verteidigung zu erreichen. Die
Verschuldung liegt in diesem Jahr also doppelt so hoch wie von Schwarz-Rot
bislang geplant.
Völlig ungewiss ist, welche Kosten der Ukraine-Krieg hierzulande noch bringt:
für neue Flüchtlinge, Energiesicherheit und die geschädigte deutsche Wirtschaft
im Russlandgeschäft. Die Steuerschätzer sitzen erst im Mai wieder zusammen. Die
neue Regierung nutzt das seltene Instrument eines Ergänzungshaushalts. Bis zur
Verabschiedung im Parlament im Juni kann noch einiges nachgetragen werden.
(Börsen-Zeitung, 15.03.2022)
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