19.01.2022 20:30:38

OTS: Börsen-Zeitung / Game On(line), Kommentar zu Microsoft von Heidi Rohde

Game On(line), Kommentar zu Microsoft von Heidi Rohde

Frankfurt (ots) - Es war eine Frage der Zeit, bis ein Player mit tiefen Taschen

die Karten am Spieltisch neu mischen würde. Microsoft stemmt mit der Übernahme

von Activision Blizzard für 75 Mrd. Dollar nicht nur den größten Deal in der

eigenen Geschichte, sondern auch den mit Abstand größten in der Spieleszene an.

Die Prämie von 50 Prozent auf den vorausgegangenen Schlusskurs er­scheint üppig

für ein Unternehmen, das seit längerem mit einem handfesten Skandal über

sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz kämpft. Sie bleibt allerdings unter den 65

Prozent, die Take Two Interactive bei der Übernahme von Zynga vergangene Woche

aufgeboten hatte.

Die Unternehmen erkaufen sich Einlass in jenen Teil des Spieleuniversums, das

vor allem über mobile Endgeräte erreicht wird und das seit Jahren schneller

wächst als der Bereich der klassischen Konsolen wie XBox oder Playstation. Wenig

überraschend verliert die Sony-Aktie unmittelbar 10 Prozent, denn ohne Zweifel

schiebt sich Microsoft mit dem Kauf von Activision Blizzard bei Mobile Gaming

mit einem Sprung nach vorn.

Der Entwickler von Warcraft, Call of Duty und Candy Crush hat dabei nämlich

schon einen Marktanteil von gut einem Drittel, während Sony, Nintendo oder

Ubisoft noch im einstelligen Bereich verharren. Für Microsoft ist der Zukauf

auch ein erneuter Anlauf, um sich endlich als Plattformbetreiber zu etablieren

und damit an die Erzrivalen Apple und Google anzuschließen, die der Gates

Company dabei allerdings noch Lichtjahre voraus sind.

Microsoft hatte die Wachstumschancen (und Gefahren) des Mobile Internet spät

erkannt und war mit dem Versuch, eine dritte Systemplattform im Smartphone-Markt

aufzubauen, krachend gescheitert. Auch der Versuch, das Kernprodukt Windows als

Plattform weiterzuentwickeln, verläuft eher zäh. Mit der Gaming-Sparte

unternimmt das Unternehmen nun einen neuen Versuch, im Privatkundenmarkt zu

skalieren. Die Sparte steht bisher erst für 9 Prozent vom Konzernumsatz und lebt

noch von dem in der Softwarebranche tradierten Geschäftsmodell üppiger, aber

mitunter erratischer Lizenzverkäufe. Mit dem stärkeren Fokus auf Mobile Gaming

öffnet sich Microsoft nun hier auch für neue stetigere Erlösmodelle, die

allerdings im Gegenzug an den XBox-Einnahmen nagen dürften. Langfristig sollte

sich der Activision-Deal dennoch auszahlen. Finanziell ist der Kauf für den

Softwareriesen keine Herausforderung. Ende September lagen 130 Mrd. Dollar in

der Kasse. Hürden drohen dafür an anderer Stelle. Die Kartellbehörden schauen

bei M&A von Tech-Giganten inzwischen zweimal hin.

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