28.02.2018 16:06:43

MÄRKTE USA/Wall Street stabilisiert sich mit schwachen Daten

NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street stabilisiert sich am Mittwoch. Angesichts der Vortagesverluste, ausgelöst durch falkenhaft interpretierte Aussagen des neuen US-Notenbankgouverneurs Jerome Powell, wollen Händler aber nicht von einer echten Erholung sprechen. Dies gilt umso mehr, weil den wichtigsten Indizes auf Monatssicht Verluste drohen. Für den marktbreiten S&P-500 sowie den Dow-Jones-Index könnten es die ersten Monatsabschläge seit März 2017 sein. Per Dienstag liegen die beiden Indizes rund 2,8 Prozent im Minus, die Nasdaq rund 1,1 Prozent.

Am Mittwoch steigt der Dow-Jones-Index im frühen Geschäft um 0,6 Prozent auf 25.562 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legen um 0,5 bzw. 0,6 Prozent zu. Der ganze Februar ist bislang geprägt gewesen von der Zinsdebatte in den USA. Bereits Anfang des Monats hatte ein steiler Renditeanstieg am Rentenmarkt Aktien auf Talfahrt geschickt. Anschließend beruhigte sich die Lage etwas, die Renditen und damit die Zinserhöhungserwartungen kamen etwas zurück und die Wall Street erholte sich. Insofern passt die Reaktion am Aktienmarkt am Vortag auf die falkenhaften Verlautbarungen Powells ins aktuelle Bild. Aktienkurse reagieren derzeit äußerst sensibel auf Zinsspekulationen.

"Als Powell die Millionen-Dollar-Frage über drei oder vier Zinsschritte gefragt wurde, war er schnell bei der Sache, die Verbesserungen in der Wirtschaft und seinen Optimismus zu unterstreichen, dass die Inflation das 2-Prozentziel der Notenbank erreichen wird. Dies kann nur als falkenhafte Antwort beschrieben werden, die für viele Marktbeobachter signalisiert, dass vier Zinsschritte 2018 in den Startlöchern stehen", sagt Chefanalyst Jasper Lawler von London Capital Group. "Es scheint etwas wahrscheinlicher, dass die Fed die Geldpolitik schneller straffen wird", ergänzt Investmentstratege Peter Elston von Seneca Investment Managers.

Powell vielleicht zu optimistisch?

Aktuelle Daten nehmen derweil etwas Druck aus dem Kessel, den Powell mit seiner optimistischen Beschreibung der US-Konjunktur aufgebaut hat. Die US-Wirtschaft ist im vierten Quartal 2017 etwas schwächer gewachsen als zunächst berichtet. In zweiter Lesung wurde das noch immer respektable BIP-Wachstum knapp nach unten revidiert. Volkswirte hatten mit einer solchen Abwärtsrevision gerechnet. Nicht gerechnet haben Volkswirte mit dem deutlichen Fall des Einkaufsmanagerindexes aus dem Großraum Chicago, der die Markterwartungen klar verfehlte. Vertreter der US-Notenbank melden sich zur Wochenmitte nicht zu Wort.

Unter den Einzelwerten geraten die Aktien von Celgene unter Druck. Sie verlieren 5,0 Prozent, nachdem die US-Gesundheitsbehörde FDA den Antrag des Pharmaherstellers auf Zulassung eines Mittels zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS) abgewiesen hat. Bookings Holdings legen nach über den Erwartungen ausgefallenen Quartalszahlen um 7,9 Prozent zu. Das bislang unter Priceline firmierende Reisebuchungsportal hatte zwar unter dem Strich einen Verlust nach einem Gewinn zuvor vermeldet. Bereinigt um Einmalposten stieg der Überschuss aber im vierten Geschäftsquartal.

Student Transportation springen um 24,7 Prozent nach oben. Eine Investorengruppe will das Beförderungsunternehmen übernehmen. Frontier Communications brechen dagegen um 22,4 Prozent ein. Das Telekommunikationsunternehmen hat einen Verlust berichtet, der fast die Hälfte des Umsatzes ausmacht. Für die Aktie der Pizza-Kette Papa John's geht es um 1,7 Prozent nach oben. Das Unternehmen hat im vierten Quartal schlechter abgeschnitten als erwartet. Auch die Ertragsziele für das laufende Jahr liegen klar unter den Markterwartungen. Allerdings modifiziert die Gesellschaft das Sponsoring im Football. Statt der US-Profiliga NFL will Papa John's nun die einzelnen Klubs als Werbeträger gewinnen.

Geschäftszahlen und Ausblick von Express Scripts überraschen hingegen positiv. Die Aktie des Pharmakonzerns verliert daraufhin 0,6 Prozent. Der Wert war zuletzt aber gut gelaufen. Noch besser werden Geschäftszahlen und Ausblick von Etsy aufgenommen: Die Titel des Online-Händlers für Kunst und Künstlerbedarf schießen um 21,1 Prozent empor. E.L.F. Beauty meldet dagegen einen Umsatz, der unter den Analystenerwartungen liegt. Die Aktie des Schmink- und Make-Up-Anbieters stürzen um 9,1 Prozent ab.

Valeant Pharmaceuticals geben 9,4 Prozent ab. Das kanadische Pharma-Unternehmen enttäuscht sowohl mit den Viertquartalszahlen als auch mit dem Ausblick. Die Lizenzvereinbarung mit Kaken Pharmaceutical zur Entwicklung und Vermarktung eines Mittels zur Behandlung von Schuppenflechte besänftigt Anleger nicht. Nach schwachen Geschäftszahlen rauschen die Einzelhandelstitel von Lowe's 7,9 Prozent gen Süden.

Dick im Geschäft zeigen sich Weight Watchers mit Ergebnis und Erlös über Markterwartung. Die Titel des Diätprodukteanbieters gewinnen 6,2 Prozent. Hertz Global Holdings büßen indes 10,7 Prozent ein. Die Quartalszahlen des Autovermieters werden als schwach eingestuft.

Öl und Gold wenig verändert

Mit den BIP-Daten steigen die Notierungen am Rentenmarkt, die Rendite zehnjähriger US-Papiere kommt um knapp 2 Basispunkte auf 2,88 Prozent zurück. Der Markt nehme etwas von den jüngsten Zinserwartungen wieder zurück, heißt es.

Am Devisenmarkt verteidigt der Dollar aber sein erhöhtes Niveau nach den Powell-Aussagen. Der Euro wird mit 1,2218 Dollar gehandelt und damit knapp unter dem Stand des Vortages. Im Vortageshoch wurden über 1,2340 Dollar aufgerufen. Der ICE-Dollarindex steigt um 0,1 Prozent.

An den Rohstoffmärkten tut sich indes wenig, Gold und Öl verteuern sich leicht. Der Preis für US-Leichtöl der Sorte WTI steigt im Vorfeld der offiziellen Lagerbestandsdaten der US-Regierung um 0,4 Prozent auf 63,29 Dollar, europäisches Referenzöl der Sorte Brent um 0,1 Prozent auf 66,68 Dollar. Am Vorabend hatten die Daten des privaten American Petroleum Institute (API) einen Lageraufbau gezeigt. Unter Bankanalysten glaubt eine Mehrheit weiterhin an steigende Preise und ein ausbalanciertes Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Morgan Stanley und Citigroup haben ihre Preisprojektionen angehoben. Die Regierungsbehörden werden sich am Nachmittag zusätzlich zur US-Förderung äußern und ihren monatlichen Produktionsbericht veröffentlichen.

Nach dem Zweiwochentief des Vortages erholt sich der Goldpreis um 0,1 Prozent auf 1.319 Dollar ganz leicht. Im Handel sieht man Gold aber weiterhin als Verlierer steigender Zinserwartungen. Die BIP-Daten änderten am großen Bild nichts, heißt es.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 25.562,92 0,60 152,89 3,41

S&P-500 2.759,09 0,54 14,81 3,20

Nasdaq-Comp. 7.370,46 0,55 40,11 6,77

Nasdaq-100 6.946,13 0,66 45,78 8,59

US-Anleihen

Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD

2 Jahre 2,27 0,4 2,26 106,4

5 Jahre 2,66 0,0 2,66 73,6

7 Jahre 2,82 -1,1 2,83 57,2

10 Jahre 2,88 -1,4 2,90 43,8

30 Jahre 3,14 -2,0 3,16 7,1

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.15 Uhr Di, 17.31 Uhr % YTD

EUR/USD 1,2210 -0,21% 1,2235 1,2244 +1,6%

EUR/JPY 130,79 -0,43% 130,99 131,56 -3,3%

EUR/CHF 1,1526 +0,33% 1,1499 1,1496 -1,6%

EUR/GBP 0,8840 +0,50% 0,8800 1,1350 -0,6%

USD/JPY 107,10 -0,24% 107,07 107,46 -4,9%

GBP/USD 1,3810 -0,72% 1,3905 1,3898 +2,2%

Bitcoin

BTC/USD 9.877,09 -0,76% 9.877,09 9.877,09 -31,24

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 63,32 63,01 +0,5% 0,31 +4,8%

Brent/ICE 66,69 66,63 +0,1% 0,06 +0,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.318,89 1.318,29 +0,0% +0,60 +1,2%

Silber (Spot) 16,45 16,43 +0,1% +0,02 -2,9%

Platin (Spot) 983,10 982,50 +0,1% +0,60 +5,8%

Kupfer-Future 3,13 3,16 -1,0% -0,03 -5,2%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/flf/ros

(END) Dow Jones Newswires

February 28, 2018 10:07 ET (15:07 GMT)

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