15.03.2022 21:10:43

MÄRKTE USA/Aktienrally dank rasant fallender Ölpreise

Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Befeuert von weiter rasant sinkende Ölpreisen ist es am Dienstag an der Wall Street kräftig nach oben gegangen mit den Aktienkursen. Dazu kamen Entspannungssignale von der Inflationsseite, zu denen auch das billigere Öl beitrug. Die Verbraucherpreise in den USA stiegen insbesondere in der Kernrate im Februar deutlich weniger als erwartet, und außerdem ging der Empire State Manufacturing Index überraschend zurück, statt zu steigen.

Das dämpfte Spekulationen über einen sehr aggressiven Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank, der am Mittwoch aller Voraussicht nach eingeleitet wird. Mehrheitlich wird dann mit einer kleinen Zinserhöhung um 25 Basispunkte gerechnet, der ersten seit gut drei Jahren. "Wenn niedrigere Ölpreise eine niedrigere Inflation bedeuten, dürfte das hoffentlich auch einen niedrigeren Endpunkt im Straffungsprozess der Fed bedeuten", sagte Tim Murray T. Rowe Price Group und betonte, Zinsen seien der Dreh-und Angelpunkt für Aktien.

Der Dow-Jones-Index machte einen Satz um 1,8 Prozent auf 33.544 Punkte, der S&P-500 legte um 2,1 Prozent zu. Die Nasdaq-Indizes gewannen bis zu 3,2 Prozent. Sie waren zuletzt meist schlechter gelaufen als der breite Markt, weil in ihnen viele Technik- und Wachstumsunternehmen enthalten sind, deren Kurse besonders empfindlich auf steigende Marktzinsen reagieren.

Nach ersten Angaben gab es an der Nyse 2.310 (Montag: 830) Kursgewinner und 1.038 (2.521) -verlierer. Unverändert schlossen 103 (99) Titel.

Belastungsfaktoren im Hintergrund

Negative Faktoren wie neue Pandemieängste, vor allem von China ausgehend, wo es in einigen Städten Lockdowns und auch Werksschließungen gibt, und der Ukraine-Krieg traten für die Akteure am Aktienmarkt eher in den Hintergrund. Wobei mit Blick auf den Krieg auch Hoffnungen gespielt wurden, dass die fortgeführten Gespräche zwischen Russland und der Ukraine irgendwann Erfolge zeigen. Dazu trug auch bei, dass die Regierungschefs Polen, Tschechiens und Sloweniens in die von der russischen Armee belagerte ukrainischen Hauptstadt Kiew reisten.

Am Anleihemarkt stiegen die Renditen weiter - im Zehnjahresbereich um 1 Basispunkt auf 2,15 Prozent und damit das höchste Niveau seit Sommer 2019. Deutlich abwärts ging es mit dem Gold, das Anfang des Monats noch über 2.000 Dollar je Feinunze kostete. Der Preis fiel um 37 Dollar auf 1.916. Viele Anleger trennten sich angesichts der gestiegenen Anleiherenditen und in Erwartung der Fed-Zinserhöhung von dem Edelmetall als Anlage, das keine Zinsen abwirft.

Am Devisenmarkt tat sich unter dem Strich wenig. Der Euro kostete zuletzt rund 1,0953 Dollar.

Ölpreise weiter auf rasanter Talfahrt

Rasant weiter abwärts um über 7 Prozent ging es mit den Ölpreisen. Sowohl US-Öl wie auch Brent fielen erstmals seit gut zwei Wochen wieder unter 100 Dollar je Barrel und haben seit den jüngsten Hochs wieder nahezu 30 Prozent eingebüßt. Händler spekulierten über eine sinkende Nachfrage aus China als Folge der dortigen Corona-Ausbrüche, aber auch Hoffnungen auf ein Ende des Krieges in der Ukraine. Zudem habe sich die befürchtete globale Ölknappheit zumindest bislang nicht bewahrheitet, und Russland liefere weiter Öl und finde auch trotz der Sanktionen weiter Abnehmer.

Auch auf das weiter mögliche Atomabkommen mit dem Iran wurde verwiesen. Damit könne weiteres Öl auf den Markt kommen. Dazu gesellten sich Berichte, auch aus Venezuela könnte zusätzliches Erdöl an den Markt gelangen, wenn US-Sanktionen gegen das Land fallen sollten.

Aktien von Fluggesellschaften heben ab

Am Aktienmarkt waren Öltitel die großen Verlierer. Ihr Subindex verlor 3,7 Prozent und war zugleich der einzige, der im Minus schloss. An der Spitze lagen Halbleiteraktien (+4,8%) und Autotitel (+4,2%).

Intel hinkten mit einem Plus von 0,9 Prozent hinterher angesichts großer Ausgabenpläne. Der Halbleiterhersteller investiert in einer ersten Phase 33 Milliarden Euro in Europa, davon zunächst 17 Milliarden in den Aufbau einer Chipfertigung in Magdeburg. Über das nächste Jahrzehnt will bis zu 80 Milliarden Euro investieren.

Auch AT&T (+0,9%) wurden von Ausgabenvorhaben gebremst. Der Telekommunikationskonzern will 2022 und 2023 rund 24 Milliarden Dollar in den Ausbau seines Glasfaser- und 5G-Mobilfunknetzes stecken.

Optimistische Aussagen auf einer Branchenkonferenz über eine sich schneller als erwartet erholende Nachfrage, gepaart mit den fallenden Ölpreisen, gaben den Aktien von Fluggesellschaften Auftrieb. United Airlines (+9,2%), Southwest Airlines (+4,9%), Delta Air Lines (+8,7%) und American Airlines (+9,3%) rechnen allesamt mit steigenden Umsätzen.

Coupa Software brachen um rund 19 Prozent ein. Das Unternehmen enttäuschte mit dem Ausblick auf das Gesamtjahr.

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INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

DJIA 33.544,34 +1,8% 599,10 -7,7%

S&P-500 4.262,45 +2,1% 89,34 -10,6%

Nasdaq-Comp. 12.948,62 +2,9% 367,40 -17,2%

Nasdaq-100 13.458,56 +3,2% 411,92 -17,5%

US-Anleihen

Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD

2 Jahre 1,86 +0,0 1,86 113,3

5 Jahre 2,11 +1,7 2,09 84,9

7 Jahre 2,17 +1,2 2,15 72,6

10 Jahre 2,15 +1,0 2,14 64,2

30 Jahre 2,50 +2,2 2,48 59,9

DEVISEN zuletzt +/- % Di,8:51h Mo, 17:45 Uhr % YTD

EUR/USD 1,0951 +0,2% 1,0979 1,0984 -3,7%

EUR/JPY 129,55 +0,2% 129,90 129,57 -1,0%

EUR/CHF 1,0309 +0,5% 1,0326 1,0282 -0,6%

EUR/GBP 0,8396 -0,1% 0,8446 0,8416 -0,1%

USD/JPY 118,30 +0,0% 117,97 117,96 +2,8%

GBP/USD 1,3044 +0,3% 1,3035 1,3053 -3,6%

USD/CNH (Offshore) 6,3808 -0,2% 6,3958 6,3861 +0,4%

Bitcoin

BTC/USD 39.652,56 +0,8% 38.782,31 38.979,29 -14,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 95,22 103,01 -7,6% -7,79 +27,9%

Brent/ICE 98,89 106,90 -7,5% -8,01 +28,3%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.916,09 1.953,79 -1,9% -37,71 +4,7%

Silber (Spot) 24,88 25,11 -0,9% -0,23 +6,7%

Platin (Spot) 992,90 1.037,86 -4,3% -44,96 +2,3%

Kupfer-Future 4,50 4,51 -0,2% -0,01 +0,9%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/DJN/gos

(END) Dow Jones Newswires

March 15, 2022 16:11 ET (20:11 GMT)

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