11.03.2020 09:59:53

MÄRKTE EUROPA/Wacklige Erholung nach Zinssenkung in England

Von Steffen Gosenheimer

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Unsicherheit an den Finanzmärkten angesichts der Nachrichtenlage rund um die Coronavirus-Epidemie bleibt hoch und damit auch die Schwankungen an den Börsen. Die Gewinne im frühen Geschäft am Mittwoch werden auf die überraschende Zinssenkung durch die Bank of England (BoE) zurückgeführt. Allerdings gibt es Zweifel an der Wirksamkeit der Geldpolitik. "Es überwiegt bei den Anlegern die Skepsis, ob die von der EZB angekündigten Maßnahmen ausreichen werden, die Lage an den Finanzmärkten zu stabilisieren", blicken die Experten von AxiTrader bereits auf den Donnerstag.

Eine Zinssenkung um 10 Basispunkte wird bereits fest eingepreist. Über weitere Lockerungsmaßnahmen gehen die Erwartungen auseinander. Die Corona-Krise benötige vor allem koordinierte Aktionen der Regierungen, heißt es von AxiTrader weiter. Von den bisherigen fiskalpolitischen Maßnahmen, inklusive der wenig konkreten Ankündigungen eines Donald Trump, zeigten sich die Investoren nicht gerade beeindruckt.

Der DAX liegt im frühen Handel 2,3 Prozent im Plus bei 10.720 Punkten, der Euro-Stoxx kommt um 2,7 Prozent auf 2.989 Zähler voran.

Dass es an den US-Börsen am Dienstag ein Kursfeuerwerk gab mit Indexgewinnen um 5 Prozent, treibt hierzulande nicht. Maßgeblicher Auslöser dafür war nämlich die Erwartung, dass US-Präsident Donald Trump nach US-Handelsende ein von ihm angekündigtes "dramatisches" Maßnahmenpaket vorlegen würde. Dazu kam es aber nicht. Der Vorstoß von Trump, die Lohnsteuer auszusetzen, um die Wirtschaft während des Coronavirus-Ausbruchs anzukurbeln, ist im Kongress ins Leere gelaufen. Hinzu kommt, dass beide Kammern des Kongresses Washington demnächst für eine geplante einwöchige Pause verlassen, so dass es unwahrscheinlich ist, dass die Parlamentarier in den nächsten zwei Wochen ein größeres Konjunkturpaket verabschieden werden. Entsprechend liegen die Futures auf die großen US-Indizes rund 1,5 Prozent im Minus.

Die EU-Kommission will derweil mit einem 25 Milliarden Euro schweren Fonds die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise abfedern. Der Fonds solle unter anderem kleinere Unternehmen, den Arbeitsmarkt und die Gesundheitssysteme unterstützen, kündigte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an.

Am Devisenmarkt reagierte das Pfund Sterling nur kurz lehrbuchmäßig auf die Zinssenkung auf der Insel. Mittlerweile liegt es wieder auf dem Ausgangsniveau. Im Handel heißt es dazu, der Schritt relativiere sich durch die zu erwartende Zinssenkung auch der EZB und die bereits erfolgte in den USA. Letzterer dürfte zudem in der kommenden Woche ein weiterer folgen.

Adidas und Puma bekommen Epidemie-Folgen zu spüren

Am Aktienmarkt liegen konjunkturempfindliche Branchen vorne. Der Subindex der Banken gewinnt 3,4, der Index der Autoaktien 3,0 Prozent.

Auf Unternehmensseite läuft die Berichtssaison weiter. Unter Druck stehen die Aktien der stark vom China-Geschäft abhängigen Sportartikelhersteller. Adidas sacken um 5,2 Prozent ab und sind einziger DAX-Verlierer. Puma verbilligen sich um 3,1 Prozent. Zu Adidas heißt es, nicht nur seien die Quartalszahlen auf der Ergebnisseite unter den Erwartungen geblieben, auch der Ausblick sei schwach. Das Unternehmen rechnet damit, dass der Umsatz in China im ersten Quartal um bis zu 1 Milliarde Euro unter dem Vorjahr ausfallen wird. Über dem Unternehmen schwebe zudem die Möglichkeit, dass die Fußball-EM sowie die Olympischen Spiele abgesagt werden.

Puma erwartet keine kurzfristige Normalisierung der Coronavirus-Situation und hat seinen Ausblick zurückgezogen. "Es ist unmöglich, eine Vorhersage zur Geschäftsentwicklung in den kommenden Wochen und Monaten zu machen, und wir können den negativen Effekt auf Umsatz und Gewinne nicht quantifizieren", so das Unternehmen.

Die Geschäftszahlen von Lanxess werden als insgesamt etwas schwächer als erwartet bezeichnet. Lanxess hatte am Vortag allerdings auch ein Aktienrückkaufprogramm über 500 Millionen Euro angekündigt. Die Aktie legt um 1,9 Prozent zu.

Knorr-Bremse schießen um über 9 Prozent nach oben. Hier ist von guten Geschäftszahlen die Rede. Besonders der Auftragseingang sei sehr stark ausgefallen. Gut kommt auch an, dass das Coronavirus nur eine begrenzte Auswirkung auf die Geschäftsentwicklung haben soll.

Luxusaktien bleiben zurück

Salvatore Ferragamo verlieren an der Mailänder Börse 2 Prozent. Belastend wirkt der Ausblick. Der Luxuskonzern hat davor gewarnt, dass die Umsätze im ersten Quartal wegen des Coronavirus bis zu einem Drittel niedriger ausfallen könnten. Die Aussagen drücken auch auf den Sektor insgesamt. LVMH verlieren im festen Gesamtmarkt 0,4 Prozent, Kering 0,5, Burberry 0,8 und Hugo Boss 1,4 Prozent.

Telecom Italia gewinnen rund 6 Prozent. Hier kommt der Cashflow gut an wie auch die Ankündigung, die Schulden deutlicher als bislang erwartet zu senken.

DEVISEN zuletzt +/- % 0:00 Uhr Di, 17:32 Uhr % YTD

EUR/USD 1,1341 +0,28% 1,1309 1,1340 +1,1%

EUR/JPY 118,77 -0,08% 118,86 117,84 -2,6%

EUR/CHF 1,0598 -0,03% 1,0601 1,0600 -2,4%

EUR/GBP 0,8804 +0,47% 0,8763 0,8762 +4,0%

USD/JPY 104,74 -0,35% 105,11 103,90 -3,7%

GBP/USD 1,2878 -0,21% 1,2905 1,2943 -2,8%

USD/CNH 6,9547 -0,08% 6,9601 6,9607 -0,2%

Bitcoin

BTC/USD 7.863,76 -1,160 7.956,01 7.821,17 +9,1%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 33,87 34,36 -1,4% -0,49 -43,9%

Brent/ICE 37,40 37,22 +0,5% 0,18 -42,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.664,38 1.653,21 +0,7% +11,17 +9,7%

Silber (Spot) 17,07 16,96 +0,7% +0,11 -4,4%

Platin (Spot) 882,25 874,20 +0,9% +8,05 -8,6%

Kupfer-Future 2,54 2,53 +0,4% +0,01 -9,5%

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

March 11, 2020 05:00 ET (09:00 GMT)

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