17.06.2019 10:13:43

MÄRKTE EUROPA/Lufthansa-Aktie nach Gewinnwarnung stark unter Druck

Von Steffen Gosenheimer

FRANKFURT (Dow Jones)--Während es an den Aktienmärkten in Europa im frühen Geschäft am Montag in der Breite seitwärts geht, stehen Aktien von Fluggesellschaften stark unter Druck. Auslöser ist eine Gewinnwarnung der Lufthansa. Deren Kurs knickt darauf um rund 12 Prozent ein und zieht in ihrem Sog Air France, Ryanair & Co mit nach unten. Hier reichen die Verluste bis knapp 5 Prozent. Die Fraport-Aktie büßt 1,2 Prozent ein.

Übergeordnet dominiert das Hoffen auf die Notenbanken das Geschehen, denn die Aussicht auf zusätzliche Liquidität ist für die Börsen grundsätzlich eine gute Nachricht. So geht es trotz mauer US-Vorgaben, der Lufthansa-Gewinnwarnung und eines offenbar nun auch zwischen den USA und Indien an Schärfe gewinnenden Zollstreits mit dem DAX um 0,2 Prozent nach oben auf 12.116 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 kommt ebenfalls um 0,2 Prozent voran. Am Anleihemarkt können sich die Kurse behaupten, die Renditen verharren als auf den zuletzt deutlich ermäßigten Niveaus.

Die Sitzung der US-Notenbank rücke immer mehr in den Blick, heißt es im Handel. Die Spekulation um eine Lockerung der US-Geldpolitik hatte zuletzt zugenommen und dürfte am Mittwoch, wenn die Ergebnisse der zweitägigen Beratungen verkündet werden, zumindest befeuert werden. In den vergangenen Wochen hatten die Notenbanker immer wieder signalisiert, Gewehr bei Fuß zu stehen angesichts der diversen Risiken für die Konjunktur. Für Juli wird eine Zinssenkung am Terminmarkt mit einer Wahrscheinlichkeit von 84 Prozent eingepreist.

Neue Nachrichten zu den diversen Handelsstreitigkeiten der USA kommen diesmal aus Indien. Nach dem Entzug von Handelsprivilegien durch Washington hat Indien für eine Reihe von Gütern aus den USA die Einfuhrzölle deutlich erhöht. Noch schwelt dieser Streit allerdings eher im Hintergrund. Auf Konjunkturseite steht am Nachmittag lediglich der Empire State Manufacturing Index für Juni auf dem Programm.

Lufthansa leidet unter hartem Wettbewerb in Europa

Der harte Wettbewerb im Europa-Geschäft verhagelt der Lufthansa das Geschäft. Wegen des Preisverfalls wird die Fluglinie 2019 nur noch eine bereinigte Gewinnmarge von 5,5 bis 6,5 Prozent erreichen. Ende April bei Vorlage der Erstquartalszahlen hatte das Unternehmen noch an seiner Prognose einer bereinigten Marge von 6,5 bis 8,0 Prozent festgehalten. Probleme bereiten die Überkapazitäten in Europa und die aggressiv wachsende Billigkonkurrenz. Im Kernbereich bei Eurowings geht der Konzern nun von minus 4 bis minus 6 Prozent bei der Marge aus, statt wie bislang von 0.

"Über die Margenaussagen lassen sich 20 bis 25 Prozent niedrigere Gewinne als bisher geplant ableiten", kommentiert ein Händler. Ein anderer meint, ganz überraschend komme die Gewinnwarnung nicht und der Kurs sei auch schon stark zurückgekommen. Deswegen sei nach einem Schwächeanfall zur Eröffnung eine Stabilisierung im Sitzungsverlauf gut vorstellbar.

Auf der Gewinnerseite findet sich dagegen die Deutsche Bank mit einem Plus von gut 3 Prozent. Die Bank will laut Financial Times das Zins- und Aktiengeschäft außerhalb Europas schließen und problembehaftete Wertpapiere für bis zu 50 Milliarden Euro ausgliedern in einer sogenannten Bad Bank. Damit könnten zunächst einmal die Risiken zumindest transparenter werden, heißt es dazu aus dem Handel. Und auch die Konzentration des Investmentbankings auf Europa sei sinnvoll, ausbauen lasse sich das Geschäft zu einem späteren Zeitpunkt wieder. Für mehr als eine Gegenbewegung der gebeutelten Aktie dürfte diese Nachricht aber vermutlich noch nicht reichen.

Stimmungsmäßig positiv für die Deutsche Telekom werten Börsianer Berichte, wonach die Chancen auf eine Fusion der US-Tochter T-Mobile US und Sprint wieder gestiegen sind. Die New York Times schreibt, das US-Justizministerium sei bereit, die Fusion unter Auflagen zu genehmigen. Außerdem soll es mit Dish Networks einen Interessenten für abzugebende Vermögenswerte geben. Die T-Aktie notiert auf dem Niveau vom Freitag.

Continental - im Spezialistenhandel noch im Minus - stecken eine Abstufung auf "Untergewichten" durch JP Morgan gut weg und liegen gut behauptet.

1&1 Drillisch und der Kurs der Mutter United Internet geben um gut 4 bzw. 2 Prozent nach. Hier dürften weiter die nun anstehenden 5G-Kosten belasten, nachdem Drillisch bei der inzwischen beendeten 5G-Auktion zum Zug gekommen war und nun als vierter Anbieter neben der Deutschen Telekom, Vodafone und Telefonica ein eigenes Netzt anbietet.

Kursdebakel bei Personalvermittler Staffline

H&M hat den Umsatz in seinem zweiten Geschäftsquartal zwar um 11 Prozent auf umgerechnet 5,4 Milliarden Euro einen Tick stärker gesteigert als von Analysten erwartet, der Kurs gibt dennoch leicht nach. Analysten sprechen gleichwohl nur von soliden Zahlen, die von einer niedrigen Vergleichsbasis im Vorjahr profitierten.

In London bricht der Kurs des Personalvermittler Staffline nach einer Warnung vor höheren Kosten um fast ein Drittel ein. Für das vergangene Jahr muss das Unternehmen eine Sonderbelastung buchen, teils verursacht durch die Mindestlohnbestimmungen in Großbritannien. Nun droht ein Bruch der Kreditbedingungen. Die Kurse der großen Konkurrenten Adecco und Randstad zeigen sich davon unbeeindruckt und liegen leicht im Plus.

Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD

Euro-Stoxx-50 3.388,80 0,28 9,61 12,91

Stoxx-50 3.134,95 0,16 5,13 13,58

DAX 12.118,65 0,18 22,25 14,77

MDAX 25.293,32 0,14 34,62 17,16

TecDAX 2.795,62 0,05 1,50 14,10

SDAX 10.992,53 0,18 20,07 15,60

FTSE 7.363,06 0,24 17,28 9,18

CAC 5.386,89 0,36 19,28 13,87

Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD

Dt. Zehnjahresrendite -0,26 0,00 -0,50

US-Zehnjahresrendite 2,10 0,02 -0,58

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 10:00 Fr, 17:30 % YTD

EUR/USD 1,1211 -0,02% 1,1286 1,1222 -2,2%

EUR/JPY 121,72 +0,04% 122,10 121,62 -3,2%

EUR/CHF 1,1202 +0,05% 1,1213 1,1210 -0,5%

EUR/GBP 0,8917 +0,10% 0,8909 0,8904 -0,9%

USD/JPY 108,57 +0,05% 108,20 108,38 -1,0%

GBP/USD 1,2573 -0,14% 1,2667 1,2604 -1,5%

Bitcoin

BTC/USD 9.166,75 +1,48% 8.265,25 8.438,00 +146,5%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 52,26 52,51 -0,5% -0,25 +10,5%

Brent/ICE 61,63 62,01 -0,6% -0,38 +11,7%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.336,65 1.341,86 -0,4% -5,21 +4,2%

Silber (Spot) 14,83 14,87 -0,3% -0,04 -4,3%

Platin (Spot) 801,46 802,88 -0,2% -1,42 +0,6%

Kupfer-Future 2,64 2,63 +0,3% +0,01 -0,1%

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/gos/err

(END) Dow Jones Newswires

June 17, 2019 04:14 ET (08:14 GMT)

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Deutsche Telekom AG 29,77 -0,63% Deutsche Telekom AG
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