15.01.2015 08:43:34

MÄRKTE EUROPA/Börsen dürften sich im Sog der Rohstoffpreise erholen

   Von Thomas Leppert

   Mit einer kräftigen Erholungsbewegung der europäischen Börsen rechnen Marktteilnehmer für den Donnerstag. Unterstützung kommt dabei von den Rohstoffmärkten. Dort machten die Preise für Öl und auch Kupfer einen Teil ihrer jüngsten Verluste wett. So kostet ein Barrel der Sorte Brent am Morgen 48,20 Dollar und damit über zwei Dollar mehr als am Mittwochnachmittag. Dies sollte zu Gewinnen in diesen Sektoren an der Börse führen. Der XDAX tendiert am Morgen 1,1 Prozent fester bei 9.927 Punkten. Den Euro-Stoxx-50 sehen Marktteilnehmer bei 3.140 Punkten, nach einem Schluss von 3.090 Punkten am Vortag.

   Aktienhändler stellen sich auf ein abermals sehr volatiles Geschäft ein. Bis zur EZB-Sitzung in der kommenden Woche und den Parlamentswahlen in Griechenland am 25. Januar könnte die Schaukelbörse weitergehen.

   An der Börse wird davon ausgegangen, dass die Europäische Zentralbank in der kommenden Woche ein Anleihenkaufprogramm bekannt gibt. Chris Weston, Marktstratege bei IG, bezweifelt, dass ein Kaufprogramm mit einem Volumen von 500 Milliarden Euro ausreicht, Inflation im Euroraum zu generieren. Ein solcher Betrag repräsentiere rund 5 Prozent des Bruttoinlandproduktes der Eurozone und sei vom Volumen her vergleichbar mit dem Anleihenkaufprogramm in Großbritannien.

   Allerdings sei zu beachten, dass die Zinsen im Euroraum in den vergangenen Monaten bereits deutlich zurückgekommen sind, so Weston. In der Hälfte aller Länder der Eurozone rentierten die Anleihen im Laufzeitbereich von bis zu zwei Jahren bereits im negativen Bereich, in einigen Ländern auch bei den Laufzeiten von bis zu fünf Jahren. Die Frage für ihn sei, ob die Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren mit einem Anleihekaufprogramm dann unter 0,3 Prozent rentieren. Nach Einschätzung von Weston kann es nicht im Interesse der Europäischen Zentralbank sein, so "teure" Anleihen zu kaufen.

   Das Beige Book, das am Mittwochabend veröffentlicht wurde, hat nichts Überraschendes enthalten. Die US-Wirtschaft habe auch zum Jahresende 2014 hin ihren Aufschwung fortgesetzt, so die US-Notenbank. Sowohl die Beschäftigung als auch die Konsumausgaben hätten sich im Zeitraum bis Ende Dezember erhöht. In Regionen mit einem hohen Anteil von Energieunternehmen seien allerdings erste Anzeichen für eine Verlangsamung zu beobachten gewesen, ausgelöst durch den deutlichen Ölpreisrückgang.

   Als nur leicht positiv für Europas Technologiewerte werten Händler die neue Gartner-Studie. Der Marktforscher geht für 2015 von einem Marktwachstum von 5,4 Prozent bei Halbleitern aus. Das ist allerdings eine Abschwächung gegenüber den im Vorjahr verzeichneten 7,9 Prozent. "Das Problem könnte werden, dass viele Analysten ihre Ein- und Ausstiegspunkte jeweils auf die Wendepunkte in der zyklischen Gewinnkurve legen", sagt ein Händler. Sollte diese Abkühlung des Marktwachstums nicht in diesem Umfang prognostiziert worden sein, könnte dies die Kurse der Halbleiterhersteller zumindest nach oben kappen.

   Eine Änderung in der Zusammensetzung im SDAX hatte die Deutsche Börse am Mittwochabend bekanntgegeben. Infolge der Übernahme der C.A.T. Oil AG durch die Joma Industrial ist der Streubesitzanteil der C.A.T. Oil AG gesunken. In den Index rückt die Aktie des Automobilzulieferers Hella nach. Die Änderung der Zusammensetzung wird am Montag, den 19. Januar 2015, vollzogen.

   Spannend könnte die Veröffentlichung der US-Erzeugerpreise am Nachmittag werden. Analysten erwarten wegen des Ölpreis-Einbruchs einen Rückgang von 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat. Stärkere Rückgänge könnten Spekulationen auslösen, dass sich die erste Leitzinserhöhung der Fed nach hinten verschiebt. Nach den schwachen US-Einzelhandelsdaten könnte auch die Bekanntgabe des Empire-State-Manufacturing- sowie des Philadelphia-Fed-Index spannend werden.

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