21.08.2018 12:18:43

Kohleausstieg kostet Milliarden und vernichtet Jobs - Studie

BERLIN (Dow Jones)--Ein schnellerer Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Kohle würde einer Studie zufolge Wirtschaft und Haushalte mit zusätzlichen Kosten in Milliardenhöhe belasten. Außerdem könnte der höhere Strompreis nach der Analyse des Beratungsunternehmens Frontier Economics dafür sorgen, dass bis 2030 rund 55.000 Stellen in Tagebauen, Kraftwerken und energieintensiven Branchen wie Papierherstellung, Chemieindustrie und Metallverarbeitung wegfallen.

Die Stromkunden müssten bis zu 4 Milliarden Euro pro Jahr mehr bezahlen. In Auftrag gegeben hat die Studie der Energieversorger RWE, der im Rheinischen Revier Braunkohle abbaut und damit Kraftwerke betreibt.

Strom aus Braunkohle ist billig

Die Forscher halten in ihrer Analyse zwei Szenarien nebeneinander. Im sogenannten Ausstiegsszenario halbiert sich die installierte Leistung an Kohlekraftwerken bis 2030 um die Hälfte, zehn Jahre später gehen die letzten mit dem Brennstoff befeuerten Turbinen vom Netz. Im Vergleich dazu spielen sie ein Szenario durch, in dem die Kohlekraftwerke länger im Betrieb bleiben und der Strompreis deswegen nicht so stark in die Höhe geht. Vor allem die Stromerzeugung aus Braunkohle ist vergleichsweise billig, sorgt aber für einen hohen Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid.

Generell gilt, dass Unternehmen und Haushalte in den kommenden Jahren wohl mehr Geld für Strom ausgeben müssen. Für das Jahr 2030 rechnet beispielsweise Frontier Economics damit, dass die Megawattstunde 51 Euro kostet, wenn sich Deutschland für einen langen Abschied von der Kohle entscheidet. Wird der Kohleausstieg beschleunigt, wären 9 Euro mehr fällig. Andere Studien kommen zu ähnlichen Werten. Derzeit kostet die Megawattstunde an der Strombörse 47 Euro.

Die Studie kommt rechtzeitig vor der nächsten Sitzung der Kohlekommission am Donnerstag. Sie soll der Politik vorschlagen, wie schnell hierzulande die Kohlekraftwerke vom Netz gehen sollen und wie in den Braunkohlerevieren neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. Das Szenario, bis 2030 die Hälfte der Kohlekraftwerke stillzulegen, deckt sich mit den Vorstellungen von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

Energieintensive Industrie verlangt Kompensation

Die energieintensiven Branchen schauen mit Sorge auf die neue Studie. Sie verlangen einen Ausgleich für die zu erwartenden Preisaufschläge. "Eine Kompensation der energieintensiven Industrien für die Mehrkosten eines Kohleausstiegs ist daher unerlässlich", heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier, in das Dow Jones Newswires Einblick hatte. Ansonsten sei die Produktion in Deutschland nicht zu halten.

Weil die Branchen über keinen Sitz in der Kohlekommission verfügen, dringen sie auf die Einrichtung einer Plattform beim Bundeswirtschaftsministerium. Damit wollen sie sicherstellen, dass die Auswirkungen auf ihre Unternehmen ausreichend bedacht werden. Sie stehen zusammen für rund ein Viertel des deutschen Stromverbrauchs.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/chg/kla

(END) Dow Jones Newswires

August 21, 2018 06:19 ET (10:19 GMT)

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