Schwache Nachfrage |
23.09.2022 18:01:00
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Hypoport-Aktie -45 Prozent: Aktienkurs nach Aussetzung der Jahresziele massiv unter Druck
Für das zweite Halbjahr sehe das Hypoport-Management bislang eine "sehr schwache Nachfrage" nach den Produkten in der privaten und institutionellen Immobilienfinanzierung sowie im Corporate Finance Geschäft. Grund dafür sei das zögerliche Verhalten der Kunden infolge von sprunghaftem Zinsanstieg, extremer Inflation und Rezessionsängsten, teilte Hypoport weiter mit. Trotz einer deutlichen Ausweitung des Immobilienangebots und leichter Preisrückgänge hielten sich die Verbraucher zurück.
Für das dritte Quartal rechnet das Management mit einem rückläufigen Erlös. Dieser dürfte leicht unter dem Vorjahresniveau liegen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) solle aber "ausgeglichen" ausfallen. Marius Fuhrberg von Warburg Research zeigte sich überrascht, weil er zwar mit rückläufigen Umsätzen, aber nicht mit so drastischen Auswirkungen auf das operative Ergebnis im dritten Quartal gerechnet habe. Allerdings positionierte er sich optimistischer als sein Kollege und rechnet damit, dass sich der deutsche Immobilienmarkt erholen wird. Größere Kursrückschläge böten langfristig orientierten Anlegern eine Einstiegsmöglichkeit.
Noch Anfang August hatte Hypoport trotz des deutlichen Zinsanstiegs bei Immobilienkrediten an seinen Jahreszielen festgehalten und für 2022 einen Umsatz von 500 bis 540 Millionen Euro und einen operativen Gewinn (Ebit) von 51 bis 58 Millionen Euro in Aussicht gestellt. 2021 hatte das Unternehmen einen Erlös von 446,3 Millionen Euro und ein Betriebsergebnis von 47,7 Millionen Euro erzielt.
Hypoport-Aktien brechen auf Tief seit 2017 ein - Prognose aufgegeben
Bereits schwer geplagte Hypoport-Anleger haben am Freitag nach der Aussetzung der Jahresziele durch den Finanzdienstleister die Notbremse gezogen. Die seit Monaten unter Druck stehenden Aktien brachen am Morgen in der Spitze um gut 39 Prozent ein. Zum Handelsende betrug das Minus via XETRA 45,98 Prozent, womit die Aktien bei 79,25 Euro notierten. Am Zwischenhoch vor rund einem Jahr hatte der Kurs noch bei 612 Euro gelegen - rund 85 Prozent an Wert sind seitdem "verbrannt".
Analyst Simon Keller von der Investmentbank Hauck Aufhäuser sprach von einer "verheerenden Gewinnwarnung" und gab eine Verkaufsempfehlung für die Papiere aus. Mit dem neuen Kursziel von 70 Euro sieht er weitere Verluste kommen.
Dem Finanzdienstleister, der sein Geld unter anderem mit der Baufinanzierung verdient, bläst zunehmend der Gegenwind durch die allseits steigenden Zinsen ins Gesicht. Denn dies verteuert Kredite, weshalb viele Verbraucher in Zukunft immer weniger Geld auf Pump beziehen dürften. Hypoport hatte deshalb am Donnerstagabend nachbörslich eingeräumt, dass die bisherigen Jahresziele "deutlich verfehlt" werden. Der Konzern kassierte daher seine Prognose.
Der Schock bei den Anlegern sitzt umso tiefer, da das im SDAX notierte Unternehmen noch Anfang August trotz des deutlichen Zinsanstiegs bei Immobilienkrediten seine Ziele bestätigt hatte. Doch inzwischen haben die Notenbanken weltweit weiter und teils massiv an der Zinsschraube gedreht, und es zeichnet sich ab, dass die meisten Währungshüter angesichts der hohen Inflation ihre Geldpolitik weiter straffen werden.
Dies treffe den Hypothekenmarkt besonders hart, so Analyst Keller. Anstatt der ursprünglich erwarteten Erholung in Deutschland habe sich auf dem Hypothekenmarkt dort der Rückgang im August und auch im bisherigen September noch beschleunigt. Dabei geht der Branchenkenner davon aus, dass das Schlimmste sogar noch bevorsteht.
Mit Blick auf Hypoport glaubt er nur noch an ein Umsatzwachstum von vier Prozent in diesem Jahr. Das ist weit entfernt von dem, was das Unternehmen für 2022 einmal angepeilt hatte - denn ursprünglich stand ein Umsatzplus von bis zu einem Fünftel im Plan. Für 2023 geht Keller sogar von einem Erlösrückgang um zwölf Prozent aus.
Auch Marius Fuhrberg von Warburg zeigte sich negativ überrascht, insbesondere weil Hypoport für das dritte Quartal nur ein ausgeglichenes operatives Ergebnis in Aussicht stelle. Der Analyst bezeichnete das als "schwach", die rückläufigen Umsätze schlügen unerwartet stark auf die Gewinne durch. Die Umstellung der Kostenbasis bei Hypoport sollte im Schlussquartal aber wieder zu positiven Ergebnisbeiträgen führen, glaubt er. Die Kursschwäche sieht Fuhrberg indes als eine gute Einstiegsgelegenheit in die Aktie, da Hypoport von einer Erholung am Immobilienmarkt überproportional profitieren sollte. Er behielt daher seine Kaufempfehlung bei, und sein neues Kursziel liegt mit 325 Euro immer noch weit über dem aktuellen Kursniveau der Aktie.
/tav/ag/stk
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BERLIN (dpa-AFX)
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