12.04.2023 20:38:40

Fed-Protokoll: Mitglieder besorgt über Bankenturbulenzen

Von Greg Robb

WASHINGTON (Dow Jones)--Die Notenbanker der Federal Reserve waren sich auf ihrer Sitzung am 21. bis 22 März wenige Tage nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank einig, dass die Turbulenzen im Bankensektor das US-Wirtschaftswachstum verlangsamten. Wie aus dem am Mittwoch veröffentlichten Sitzungsprotokoll hervorgeht, waren sie sich aber nicht sicher, wie stark dies geschehe.

Die zwölf stimmberechtigten Mitglieder des Zinsausschusses der Fed "sind sich einig, dass die jüngsten Entwicklungen wahrscheinlich zu einer Verschärfung der Kreditbedingungen für Haushalte und Unternehmen führen und die Wirtschaftstätigkeit, die Einstellung von Arbeitskräften und die Inflation belasten werden, aber dass das Ausmaß dieser Auswirkungen ungewiss ist", heißt es weiter.

Die Zentralbanker erklärten außerdem, dass sie die Inflationsrisiken weiterhin "sehr aufmerksam" verfolgten. Angesichts ihrer Einschätzung der potenziell wirtschaftlichen Auswirkungen der jüngsten Entwicklungen im Bankensektor sehen die Fed-Mitarbeiter nun "eine leichte Rezession, die später in diesem Jahr beginnt und sich in den darauffolgenden zwei Jahren erholen wird".

Aus dem Protokoll geht auch hervor, dass "viele" Notenbanker sagten, dass die wahrscheinlichen Auswirkungen des Stresses im Bankensektor sie dazu veranlasst hätten, ihre Schätzung des Spitzenzinssatzes zu senken, der erforderlich sei, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen.

Aus dem Protokoll geht jedoch hervor, dass es auf der Sitzung eine starke Tendenz zu einer Zinserhöhungspause gab. "Mehrere" Notenbanker merkten an, dass sie überlegten, ob eine Pause angemessen sei. Sie waren der Überzeugung, dass die Notfallmaßnahmen der Fed in Abstimmung mit anderen Regierungsstellen dazu beigetragen hätten, die Lage zu beruhigen und die kurzfristigen Risiken zu verringern.

Der Offenmarktausschuss (FOMC) hatte am 22. März beschlossen, den Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,75 bis 5,00 Prozent anzuheben und eine weitere Zinserhöhung für Mai nicht mehr in Aussicht zu stellen. Im Statement fehlte die vorher stets vorhandene Aussage, dass eine "kontinuierliche Erhöhung" der Zinsen angemessen sei. Allerdings deuteten die Zinsprognosen der FOMC-Mitglieder auf eine Zinsanhebung noch in diesem Jahr hin. Zudem hatte Fed-Chairman Jerome Powell in seiner Pressekonferenz gesagt, dass über eine Zinspause diskutiert worden sei.

Analysten und Marktteilnehmer spekulieren seitdem darauf, dass die Fed im Mai eine Zinspause einlegen wird. Zuletzt hatte der neue Präsident der Chicago Fed, Austan Goolsbee, zur Vorsicht bei weiteren Zinserhöhungen gemahnt. Fed Funds Futures preisen nach Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls einen Zinsschritt von 25 Basispunkten im Mai weiterhin mit 69 Prozent ein.

Mitarbeit: Hans Bentzien

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/DJN/err/flf

(END) Dow Jones Newswires

April 12, 2023 14:39 ET (18:39 GMT)

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