Frühes Stadium |
18.09.2020 17:40:00
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Covestro-Aktie beflügelt: Apollo erwägt wohl Gebot für DAX-Konzern Covestro - Covestro erteilt Absage
Am Donnerstagabend hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, dass Apollo den Leverkusener Werkstoffhersteller wegen einer möglichen Übernahme in den vergangenen Wochen kontaktiert habe. Die Überlegungen seien aber noch in einem frühen Stadium und ein Deal sei keinesfalls sicher, hieß es weiter. Der Covestro-Sprecher wollte dies nicht kommentieren und erklärte lediglich, man sei regelmäßig im Dialog wegen möglicher strategischer Optionen.
Apollo zählt zu den größten Private-Equity-Firmen weltweit. Hinter der Beteiligungs- und Investmentfirma steht der Milliardär Leon Black, der Apollo gegründet hat und noch heute leitet. Im Geschäft mit der Plastikindustrie ist Apollo kein unbeschriebenes Blatt. Die Übernahme der niederländischen LyondellBasell Industries und der anschließende Ausstieg in der ersten Hälfte des Jahrzehnts war für den Investor so lukrativ, dass er von Kennern der Branche als einer der größten Deals aller Zeiten gefeiert wurde.
Dass Apollo ausgerechnet zum aktuellen Zeitpunkt ein Auge auf den Spezialisten für Hartplastik, Schaumstoffe und Lackzusätze geworfen hat, dürfte kein Zufall sein. Covestro war erst kürzlich an einem Abstieg aus der ersten Dax-Liga vorbeigeschrammt - dank einer Kursrally, die gerade noch rechtzeitig vor dem regulären Index-Überprüfungstermin Anfang September kam. Zuvor war der Konzern in puncto Börsenwert und Handelsaktivität soweit abgefallen, dass es danach aussah, als müsste Covestro nach nur zweieinhalb Jahren im Dax seinen Platz zugunsten des Aromenherstellers Symrise oder des Biotechunternehmens QIAGEN räumen.
Covestro wurde im Oktober 2015 vom damaligen Mutterkonzern Bayer an die Börse gebracht. Seit Anfang 2018 hat sich der Wert der Papiere allerdings halbiert, Auslöser für den Kursverfall der Covestro-Aktie war die schwache Geschäftsentwicklung in den vergangenen Jahren gewesen. Denn mit Beginn 2018 neigte sich eine außerordentlich starke Zeit für Covestro langsam dem Ende entgegen.
Vor allem die Schwäche der Autoindustrie, mit der das Unternehmen rund ein Fünftel des Umsatzes erzielt, setzte dem Konzern zu. Besonders betroffen war die Polycarbonat-Sparte, die harte Kunststoffe entwickelt. Nach einem deutlichen Gewinnrückgang 2019 schlägt 2020 nun die Corona-Krise ins Kontor. Nach einem nur noch kleinen Gewinn im ersten Quartal fiel im zweiten Jahresviertel sogar ein Verlust an.
Anleger von Covestro schwelgen in Übernahmehoffnung
Die Aktien von Covestro sind am Freitag von plötzlicher Übernahmefantasie angetrieben worden. Nachdem die Nachrichtenagentur Bloomberg am Vorabend aus informierten Kreisen berichtete, der Finanzinvestor Apollo Global Management habe den Kunststoffkonzern in den vergangenen Wochen kontaktiert, gingen die Papiere am Morgen senkrecht hoch. Die Covestro-Aktie kletterte im frühen Handel zeitweise mit mehr als neun Prozent Kursplus auf ein Hoch seit Mai 2019 - letztlich kamen die Papiere aber wieder etwas zurück und notieren mit 46,83 Euro noch 5 Prozent im Plus.
Wie es in dem Bericht hieß, sind die Überlegungen des New Yorker Private-Equity-Hauses noch in einem frühen Stadium und ein Deal damit keinesfalls sicher. Covestro reagierte denn auch mit der Aussage, dass man sich aktuell nicht in Übernahmediskussionen mit dem Investor befinde. Den Übernahmefantasien an der Börse tat das jedoch keinen Abbruch. Apollo wird bereits Erfahrung in der Plastikindustrie nachgesagt, etwa wegen eines Engagements beim Chemiekonzern LyondellBasell.
Bei Händlern traf die Spekulation generell nicht auf Verwunderung, schließlich sei der Kunststoffkonzern ein gut geführtes Unternehmen mit guter Stellung im Markt. So müsse man sich aber die Frage stellen, was ein Investor da noch besser machen könne. Da Covestro lediglich über zwei große Standbeine verfüge (Polyurethane und Polycarbonate), sah es ein Börsianer als möglich an, dass Apollo darauf abzielen könnte, den Konzern in ein größeres Unternehmen einzubringen.
Auch Analyst Sebastian Satz von der britischen Barclays-Bank zeigte sich in einem ersten Kommentar nicht überrascht. Vielmehr erinnerte er daran, dass ihm Covestro schon lange unterbewertet erscheine. Satz glaubt, dass der Investor die gegenwärtige Krise für sich nutzen könnte. "Der Sinn eines solchen Geschäfts wäre unserer Ansicht nach der Zeitpunkt im aktuellen Zyklus", so der Experte. Covestro habe im zweiten Quartal wohl den Tiefpunkt erlebt, was die Gewinnentwicklung betrifft.
Ähnlich sieht es Analyst Michael Schäfer von der Commerzbank, der die Gewinne von Covestro vor einer Erholung sieht. Er bemühte daher das Sprichwort "Wo Rauch ist, ist auch Feuer". "Die Spekulationen dürften die Anleger daran erinnern, dass Covestro ein attraktives Übernahmeziel ist", so der Experte. Auch Analystin Georgina Iwamoto von Goldman Sachs sieht in dem Konzern ein strategisch sinnvolles Ziel, vor allem dank der vergleichsweise guten Kostenstruktur und der Marktanteile.
Vor dem Kurssprung am Freitag war Covestro an der Börse etwa 8,2 Milliarden Euro wert, mit etwa 7,5 Prozent ist der ehemalige Mutterkonzern Bayer noch immer der größte Einzelaktionär. Kursmäßig hat die Aktie die von Börsianern erwartete Besserung der Geschäfte in gewissem Maße schon vorweg genommen. Seit dem Corona-Tief, das die Aktien im März bei 23,54 Euro erreichten, hat sich der Kurs schon wieder verdoppelt.
Barclays schätzt den wahren Wert der Aktie - gemessen an einem Wiederbeschaffungswert - im Optimalfall auf bis zu 80 Euro. Das bislang offizielle Kursziel von Analyst Satz liegt mit 48 Euro aber dennoch deutlich darunter. Das höchste Kursziel der im dpa-AFX Analyser berücksichtigten Experten stammt derzeit von Goldman Sachs mit 67 Euro.
FRANKFURT (dpa-AFX)
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