Brief an EBA |
30.06.2023 17:57:00
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BAWAG-Aktie knickt ein: Anzeige von kritischem Investor - BAWAG weist Kritik an der Bank zurück
Umeks Kritik richtete sich insbesondere gegen die Vergütungspolitik und gegen das Geschäftsmodell des Unternehmens. So habe sich die Führung der BAWAG seit ihrem Börsengang im Jahr 2017 mehr als 200 Mio. Euro an Kompensation auszahlen lassen - eine Zahl, die angesichts eines geringen Mehrwerts für die Anlegerinnen und Anleger nicht zu rechtfertigen sei. Zudem habe die Bank ihre Kreditvergabekapazitäten und damit ihre Möglichkeit, organisch zu wachsen, zuletzt drastisch abgebaut. Parallel dazu habe sie ihr Engagement im Kreditgeschäft am Immobilienmarkt in den USA aber deutlich ausgeweitet und sei dort Risiken ausgesetzt. Umek wertet das als Zeichen, dass die Bank keine Kunden mehr habe, die nach Krediten fragen. "Die Performance ist extrem deplorabel, sie hat kein stabiles Modell, sie hat nicht geliefert", so der Investor im Gespräch mit Journalistinnen und Journalisten. Er sieht "rote Linien" überschritten und hat seiner Kritik auch in einem Brief an die Europäische Bankenaufsicht EBA Ausdruck verliehen.
Die BAWAG verwies darauf, in einem stark regulierten Markt tätig zu sein und daher unter den Augen der Aufsicht zu arbeiten. Auch für die Kritik am Management hat die Bank kein Verständnis. Das Bestehen einer "erstklassigen Governance-Struktur" sei ein wichtiger Bestandteil der BAWAG-Strategie, "um langfristige, nachhaltige Profitabilität zu gewährleisten". Auch die Aktienrendite könne sich sehen lassen: Seit dem Börsengang habe man mehr als 2 Mrd. Euro an Kapital an Aktionäre ausgeschüttet und die Entwicklung der europäischen Bankenindizes damit übertroffen.
Die Kritik stehe auch im Gegensatz zur Meinung, die Petrus Advisers über die BAWAG bis vor kurzem öffentlich vertreten habe. Heuer im Jänner hatte Umek die Bank in einem "Kurier"-Interview noch gelobt: "Sehr intelligent, sehr schnell, rein zahlengetriebene Kapitalisten", beschrieb er das Management damals. Mittlerweile habe man sich aber genauer mit der Bank beschäftigt und sei zu einer diametral entgegengesetzten Bewertung gekommen, sagte Umek.
Umek hielt bis vor kurzem 3 Prozent der Aktien an der BAWAG, die er inzwischen verkauft hat. Vor dem Gespräch ist er nach eigenen Angaben eine Short-Position eingegangen, auf deren Größe er nicht weiter zu sprechen kam. Das heißt, er würde von fallenden Kursen der BAWAG-Aktie profitieren. Für die BAWAG lässt das einen Schluss auf die "zugrundeliegende wirtschaftliche Motivation" der Aussagen Umeks zu. Es sei auch ein Indiz für "die allgemeine Glaubwürdigkeit".
Mit dem Bekanntwerden der Vorwürfe ist die BAWAG-Aktie heute, Freitagvormittag, um knapp 12 Prozent eingebrochen. Am frühen Nachmittag betrug das Minus noch über 7 Prozent.
Florian Beckermann, Vorstand des Interessenverbandes für Anleger (IVA), äußerte sich zu all dem gegenüber der APA heute folgendermaßen: "Die 'Elfenbeinturm-BAWAG' wird seit längerem scharf von Aktionären (und dem IVA im Besonderen, Stichwort: Vorstandsvergütung) kritisiert. Die Vorwürfe von Petrus Advisers waren mehrheitlich marktbekannt. Eine solche Attacke im Shortseller-Style erzeugt unerfreuliche Panikverkäufe und massive Kursverluste, wie wir sie heute sehen. Eine existenzielle Gefahr für die BAWAG ist aber nicht sichtbar. Nichtsdestotrotz können Attacken auch sinnvolle Reinigungsprozesse in Gang setzen. Diese kommen dem Aktionär hoffentlich langfristig zugute."
Die Papiere der BAWAG konnten ihre Verluste am Freitag in Wien im Verlauf etwas eingrenzen und gaben bis zum Handelsende 3,61 Prozent auf 42,22 Euro nach.
tpo/ivn
APA
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